Vom Westfälischen Frieden bis zum Staatsvertr.1810


VI. Abschnitt

1724

Anno 1724 sind die Grafen Fugger von Carolo VI. von Kirchberg vertrieben worden; anno 1735 den 26.0ktobr nahmen sie wieder Poßeßion, und wurde ihnen gehuldigt. Unser regierender Graf Adam Fugger wohnte mit seiner ganzen hochgräflichen Familie in Dietenheim. Schnürpflingen war nicht österreichisch - kirchbergisch, sondern Fuggerisch - dietenheimisch. Hiesiger Wirth holte das Bier zu Brandenburg (Pfarrbuch XIII,S.lo Pfarrarchiv Sehn)

1762

Schnürpflingen wird Sitz eines Vogtes. Der erste Vogt war Brotam.
In Ammerstetten wohnt um die Mitte des 18. Jahrhunderts der Scharfrichter der Grafschaft Kirchberg (1761 - 1762) Der Scharfrichter hieß Johann Aubele.

1766

Kaiser Josef II. belehnt Johannes Nepomuk Fugger und seine Frau Agnate mit dem Reichslehen Beuren. Im gleichen Jahr wird auch Ammerstetten fuggerisch. Alle drei Orte erscheinen nunmehr in den Verwaltungsakten und Rechnungen unter den anderen Orten der Grafschaft Kirchberg, mit den gleichen Pflichten wie diese wobei bei Beuren an der Weihung allerdings eigens vermerkt ist, daß es ein Reichslehen ist. (F.u...G.Fuggersches F.u.St. Archif Signatur 214,3)

1769

Am 3. Feber 1769 starb seine päpstliche Heiligkeit. Clemens XIII. Aus diesem Anlaß wurde von Konstanz befohlen, täglich zwei Stunden zu leuten. Damit dise beschwernnüß dem Meßmer nicht allein aufgebürdet würde, seyen selben alle Tage zwei Haushaltungen sowohl auf den Mittag, als auf den abend zugegeben worden; so daß jede haushaltung zwei Stund getroffen. Auf den Abend sagten jederzeit diejenige, welche gelitten hatten, ihrem Nachbarn Morgen mußt du leithen. In Zeit drei Wochen ging die Reih zu Schnirpflngen herum; die 4 te wochen sollte Beyren jederzeit mit 2 bewohnern dem Mesmer fuccurieren, weilen aber das Filial zu weit von der Pfarrkirchen entfernt, befriedigte die Gemeind Beyren den Meßmer mit 32 kr.(Pfarrbuch VII,S 87)

1771

In diesem Jahr herrscht überall eine furchtbare Hungersnot. Die Preise für Getreide stiegen so stark, daß ein großer Teil der Bevölkerung sich das tägliche :Brot nicht mehr kaufen konnte. Im Pfarrbuch ist diese Hungerzeit recht ausführlich beschrieben.

Hungersnot im Jahre 1771

"Dieses jahr (das sogenannte Theure jahr) verdient ausführlich und in Teutscher sprach beschrieben zu werden, damit in spatigsten Zeiten die beträngte getröst we!den können, in Betrachtung, das Gott uns Menschen liebe auch zur Zeit, da Er uns mit zeitlichen Strafen heimsucht. Bis zur Stund (im Jener) ist niemand Hunger gestorben. Aus Liebe deren Nachkömmlinge will ich alle Bedenklichere Umständ ordentlich, gethreu und wahrhaft zu papier nimmen und alle Monat den Fruchtpreis beysetzen, bis dem aller höchsten Gott gefallen wird, beßere Zeiten zu schicken. Im Monat Jener war der Fruchtpreis Körn 3 fl 50 Kr."
Im Monat März, so schreibt Pfarrer Dilger, ist kein Roggen mehr zu kaufen, die Preise für die übrigen Getreidearten steigen weiter. Auch die Kartoffeln sind für die arme Leute unerschwinglich teuer geworden. „Elende Zeit für die arme Leith nähren sich hart, doch ist bis zur Stund niemand Hunger gestorben." Auf Betreiben des Pfarrers stellt der Graf zu Kirchberg der Gemeinde ein Stück Land von 2 Jauchert als Kartoffelland zur Verfügung mit der Bedingung, daß die Gemeinde jährlich 2 fl an die Herrschaft zahlen muß. Jeder Bürger bekam ein Stück Boden mit einer Breite von 100 Schuh und einer Länge von 60 Schritt diese Grundstücke sind von den jeweiligen Besitzern nicht verkäuflich, ein jeder Teil soll und muß zu jeder Zeit bei dem Haus bleiben. "Niemand kann sagen ob sie aigenthümlich oder leibfällig seyen. Die. gnädige Herrschaft potentiert obbesagte 2 fl jährlich von dem ganzen plaz, und der Burgermaister, nicht ein jeder einzler Gemeinde, ist bezahler, auf St. Martini Tag Für den gnädiglichen Konsens den Holzboden ausstocken zu dürfen, mußte die Gemeinde alsbald 5 fl bezahlen.
Nachdem der Herr. Forstmaister Heinrich Benegger als herrschaftlicher Comisarius disen Holzboden den Gemeindern, oder Bürgern allhier angewiesen hatte, wurde' auf bittliches ansuchen des Pfarrers zu Schnirpflingen auch anderen 9 Männern, die zwar Hauser Gatten, aber keine Bürger waren, ein Stück Holzboden angewiesen; diser plaz ligt für 3 bürgerliche Theil in allen erforderlichen Kösten: was 3 Bürger bezahlen, das nemliche bezahlen auch die 9 Männer. Dem Mesner und. denen 3 Hirten, als Vieh-, Pferde - und Schweinhirten hat die Gemeind ein Stuckboden von dem Gemeindplaz abgemeßen, zu allen Zeiten von allen Kösten frei. Der hiesige Miller wollte von diesem Boden sowohl für die Mühl als für sein aigen Haus des Conrad Ritter keinen Theil."
Nun wieder zu der allgemeinen Not. Ein altes Sprichwort sagt: Not macht erfinderisch.
Beim Erfinden von neuen Schlauheiten dürften schon in der damaligen Zeit. die Frauen den Männern überlegen gewesen sein. So schreibt Pfarrer Dilger im Pfarrbuch VII S.94 ff., daß im Monat April alle Mühlen leerstehen und die Stadt Ulm wurde geschlossen und den "Mezlern und Millern bei Strafe verboten, Lebensmittel an Fremdlinge herauszugeben."
Indessen verschafft gleichwohl die noth den Weibspersohnen so vihl wiz und Klugheit, das sie lernen, denen Mezlern für hoches Geldt abzuschwäzen, was für die Stadtlaith von dem Magistrat beygeschaft wirdt, und bey dem Thor herauszubringen was die Mannspersonen nicht vermögen." .
Die Not nam weiter zu. Den Leuten wurde Hoffnung gemacht, das in kurzer Zeit ungarischer Weizen kommen würde,. allein diese Hoffnung zerschlug sich bald, sodaß Pfarrer Dilger über seine Pfarrkinder schrieb :"Die Leith verliehren aus abgang der Lebensmittl und Forcht des Hungers nicht nur die Kräften, sondern auch die gesunde menschliche Farb. Doch ist bis zur Stund niemand Hungers gestorben.“
Endlich im April kommen in Günzburg einige Schiffe mit Frucht an. Die Leute liefen mit ihrem Gelde nach Günzburg und bettelten um Frucht "Wie die Leith das Geldt vorhingestreckt , und zugleich um Gottes willen gebetten um Körn, um Früchten: man wolle Sie doch bey ihrem Geldt nit Hungers sterben lassen.“
Herrschaft Kirchberg bekam eine größere Menge Roggen und verteilte dien auf die einzelnen Ortschaften. Schnürpflingen bekam im April 16 Mittlen und im Mai 18 Mittlen a.3 fl. Die die noch einige heimliche Vorräte hatten, verlangten für das Mittle Korn, Roggen, Gerste, 6 bis 7 fl. Die Armen können sich kein Brot mehr kaufen, sie backen selbst aus Körngrisch (Schrot) und müssen das Brot mit dem Rechen aus dem Backofen herausziehen. Wer noch von eigenen Früchten zu essen hat, gilt für reich, wenn er auch keinen Kreuzer Geld besitzt.
Die Herrschaft zu Kirchberg hilft den Leuten und stellt Saatgut; zur Verfügung.
Das Kloster Wiblingen tut sich vor allen anderen Herrschaften hervor. Jede Woche bekommen alle Armen Wiblingens für jede Haushaltung einen 3 pfündigen Laib Brot zu billigem Preis.(Das Pfund zu 2 Kreuzer, während es sonst 8 Kreuzer kostet) An jedem Samstag wurde an alle Armen,- auch nicht wiblingische Untertanen, der vierte Teil eines Laibes kostenlos verteilt. Der Zulauf soll so groß gewesen sein daß oft über zweitausend Personen gezählt wurden.
Ende des Monats Mai wurden in vielen Ortschaften Vorbereitungen getroffen, aus Italien Frucht herbeizuschaffen Auch Schn. stellte zwei Wagen. Ein Waagen wurde von der Herrschaft zu Kirchberg unentgeltlich gestellt, lediglich die Knechte und die Pferde des vierspännigen Wagens mußten verköstigt werden. Den zweiten Wagen stellte Gottfried Deiniger, Wirt von Schnürpflingen, ebenfalls kostenlos. Dieser war nachher sehr unglücklich, weil ihm auf der Rückreise seine beiden besten Pferde eingingen. Die Reise ging nach Trient. Hier bekamen sie allerdings keine Frucht und mußten eine Tagreise weiter, nach Rovoredo fahren. Am 9. Juni kam Bernhard Deiniger, der ältere Wirt dahier, von der Reise zurück. Er erzählte, daß ihm auf der Hin= und , Rückreise an die dreitausend Wagen begegnet seien, schier einer sei an dem anderen gefahren. Die beiden Fuhrwerke brachten im Ganzen 162 Mittlen Weiten und 14 Mittle Roggen. Der Preis kam nach Berechnung der Unkosten für das Mittle Weizen auf 6 fl 9 Kr.und für den Roggen auf 5 fl 50 Kr. Der Roggen wurde zum größten Teil verbacken das Brot an die armen Leute verkauft. Das Geschäft muß aber hinsichtlich der Bezahlung mit Unannehmlichkeiten verbunden gewesen sein, denn Pfarrer Dilger schreibt:
"Bis auf Jacobi flüßenden jahres mußte Herr Gloz (der Kaufmann in Trient) bezahlt seyn. Ich wünsche mir keine Gelegenheit mehr mit welschen Kaufleuten zu handeln.."
Mitten im Juli liefen die Leute auf die Felder um zu sehen, ob das Getreide schon reif sei. Das Korn wurde milchig und unreif geschnitten. Was an einem Tage geschnitten wurde, wurde den
nächsten Tag eingeführt, am Nachmittag gedroschen, ein Wenig gedörrt und am Abend in die Mühle getragen..."Das neie Brodt ist grün in der Farb und hart zu genießen."
Nach der Ernte trat keine Besserung ein, da durch den anhaltenden Regen im Monat Juni die Frucht stark gelitten hatte.

1772

Auch in diesem Jahre hält die große Teuerung an. Dazu kommt noch eine furchtbare Krankheit, die rasch um sich griff. Sie wird das faule Fieber genannt. (Heute als Lungenpest bezeichnet)Im Monat März erfaßt diese heimtückische Krankheit auch unser Dorf. Oft sind in einem Hause 2 oder 3 Kranke, manchesmal werden an einem Tage 2,3,4 providiert. (Mit den hl.Sterbesakramenten versehen) Die Herrschaft von Kirchberg übersendet dem hiesigen Pfarrer ein Rezept gegen das faule Fieber. In diesem heißt es: "So bald ein Mensch von dem faulen Fieber angegriffen wirdt, bevor 24 Stunden verflossen l quintlein Rhabarbara,1/2 quintlein proparierten Weinstein in einem Thee genommen. Den.3. Tag darauf gibt man dem Kranken folgendes Trünkwasser nach genügen wie mehr je besser: zu 2 Maß Wasser werden genommen 2 Händ voll Gersten siedet selbe, schittet das Wasser darvon, tut aermahlso viI Wasser daran, laßt es siden, bis die Gersten aufspringt, alsdan gießt man es ab, thut einen Löffel voll Honig daran" und Weinessig sovil, bis das Wasser sauerlicht wirdt, hernach gibt man es dem Kranken nach belieben zu Trinken. Das Mittel soll guten Erfolg gezeigt haben. Im Juni ließ die Krankheit nach. Im August des jahres 1772 wird das sogenannte Conventionsgeld eingeführt. Da das ganze Land voll mit schlechtem GeLd war, wurde auf einem Convent beschlossen, neues Geld zu prägen. Da sich unter dem neuen Geld auch solches aus Kupfer befand, stand die Bevölkerung diesem zunächst abneigend gegenüber. Man konnte sich einfach nicht vorstellen, daß, man auch für Kupfergeld Waren kaufen kann. So kam es, daß man zunächst für Kupfergeld in Ulm kein Brot zu kaufen bekam. Später wurde das Geld gern gesehen.
und -man wünschte nur, mehr davon zu haben. Im Sommer verlieren sich auch die Quellen auf den Feldern, welche vor einigen Jahren zu Tage traten. Die Leute waren darüber sehr froh, denn das Wasser schadete den Feldern und Wiesen sehr. "In des Hansjörg Peteler, jetzt Johannes Laib seinem Acker nächst des Krautgarten flossen zwei so starke Bronnadern, das die Gemeindaispe zu einer slümpfe worden, und ohne vorher geöfneten Graben weder betretten noch betrieben hat werden können."
Weitere starke Quellen befanden sich noch in dem Ösch Kagenach gegen die Weihung zu, in dem Ösch Frauenholz und im Trillkhauo. Die stärkste von allen Quellen befand sich auf der Koblplatten.

1773

Am 10 Mai zog gegen Abend ein schweres Unwetter am Himmel auf.Es entlud sich in der ganzen Gegend mit fürchterlicher Gewalt. In Elchingen schlug der Blitz in den Kirchturm ein, wobei 7 Glocken zerschmolzen. In einigen Orten wurden noch die Kirchen mehr oder weniger stark beschädigt. Hier in der Nähe, am Eichelenberg unweit des Weges der nach Dorndorf Führt, schlug der Blitz in eine Eiche und zerschmetterte sie nach den Angaben des Pfarrers in tausend Stücke. viele große Stücke Holz wurden aus der Wurzel gerissen und 40 bis 50 Schritt weggeschleudert.

1774

In diesem Jahr herrscht großer Geldmangel. Viele verkaufen ihre Güter oft zu halben Preis.

1775

Am 20. Mai fing es morgens 4 Uhr an zu schneien und schneite bis mittags 12'Uhr. Der Schnee lag schuhdick und richtete an Bäumen und in den Feldern großen Schaden an.

1781

Durch Spenden konnte eine neue Sakristei gebaut werden. Die Spender waren: Bernhard Deininger 11 fl, Gottfried Deininger 5 fl, Antoni Regenbogen 5 fl. Sie gaben diese Spende mit der Bedingung, daß sie lebenslänglich bei der Messe auf dem Chor stehen durften. Sie erhielten von dem Pfarrer die Erlaubnis, doch so, daß sie'an den Marianischen Gottesdiensten oder wenn mehrere Geistliche kommen, denselben nicht hinderlich sein sollten.

1783

Im Brachmonat (Juni) herrschte 12 bis 14 Tage ein "Nebel oder Rauch." Man konnte sich nicht erklären was es sei. Die Astrologen der damaligen Zeit nannten ihn einen Haarrauch. Die Leute jammerten und bangten um ihre Felder, jedoch wurde kein Schaden angerichtet.
Es wird berichtet, daß auch in Deutschland "Luftbäl" abgelassen werden, wo ein Mann "mitfahren" kann, aber nicht wohmin er will, sondern wohin ihn das Wetter treibt. Unter den Luftbällen sind die Freiballone zu verstehen. Die Franzosen unternahmen schon einige Zeit früher solche Versuche.

1784

In diesem Jahr wurde die Kirche erweitert. Nach der Fertigstellung konnten sich die Leute nicht einig werden über die Verteilung der Stühle. Sie wurden daraufhin von Kanzleidirektor Merklin aus Oberkirchberg durch das Los verteilt, woraufhin alles zufrieden war.
Ende des Monats Oktober fiel tiefer Schnee. Dieser taute nicht mehr weg, Sondern blieb den ganzen Winter über bis in das kommende Frühjahr liegen. Noch zu Ostern des Jahres 1785 fuhr man mit dem Schlitten auf dem gleichen Schnee. Noch um den 20.April lag tiefer Schnee und viele Schwalben die schon zurückgekehrt waren, erfroren.

1786

Am 220 April wird. hier das Schul und Mesnerhaus aufgerichtet. Dises Schul und Mesnerhaus stand auf dem heutigen vorderen Kirchhof und wurde später abgebrochen, da es die sicht auf die Kirche hinderte und schon halb verfallen war.

1788

Im fernen Ungarn tobt der Krieg gegen die Türken. In allen österreichischen Landen wird eine Kriegssteuer erhoben. Da die Grafschaft Kirchberg ebenfals zu Österreich gehört, wird auch in unserem Ort diese Steuer erhoben.
Ende November setzte eine strenge, anhaltende Kälte ein, die nicht mehr nachließ. Am 24. Dezember fing es schon morgens an heftig zu wehen und zu schneien. Es schneite so stark, daß man kaum 4 –5 Schritte vor sich sehen konnte. Viele Leute, die an diesem Tage draußen waren, hätten sich in diesem Schneegestöber verirrt und die Gliedmaßen erfroren. In der Hl. Nacht konnte kein Mensch von Ammerstetten und Beuren die Mette besuchen, da alle Wege mannshoch verweht waren. Gleichzeitig setzte eine große Kälte ein. Menschen und Tiere waren in Gefahr zu erfrieren. Diese Kälte hielt bis Mitte Jänner 1789 an.(Pfarrbuch VII S.117, Pfarrbuch XIII S!4 Pfarrbuch XIV S.198)

1789

Die Fruchtpreise sind durch den Türkenkrieg hoch. Die Ernt in den letzten Jahren war gut, sodaß die Bauern die reichsten Leute im Lande sind. In allen Orten fordert nun der Spielteufel seine Opfer. Auch in unserem Ort ist das Kegelschieben große Mode.
Dabei wird um so hohe Einsätze gespielt, dass ein Bauer oft an einem Tag 8oo bis 1000 fl gewinnt - oder verspielt. Sogar Kinder spielen und verlieren oft bis 10 fl an einem Tag.
Für die Kirche wurde diesem Jahr eine Orgel gekauft. Sie.koste: 60 fl. Der Mesner lernte zur Not bei seinem Kollegen in Rot das Spielen.

1790

In diesem Jahre kommt es zum Streit zwischen den Bürgern des Dorfes und der Herrschft. Grund dazu ist das Weidrecht. Nach dem Gesetz stand das Weidrecht nur der Herrschaft zu. Das Wild hatte sich aber in den letzten Jahren so stark vermehrt, daß es auf den Feldern großen Schaden anrichtete. Die Herrschaft verbot aber ihren Untertanen, lhre Felder mit Gewehr und Hunden zu hüten. Daraufhin beschwerten sich dise bei dem österreichischen Oberforstmeister Baron v. Osterberg in Bühl bei Günzburg. Dieser kam nach Schnürpflingen und besah den Schaden. Daraufhin mußte die Herrschaft den Geschädigten 150 fl bezahlen. Die Bürger gaben sich jedoch nicht zufrieden und verlangten für sich das Recht, mit Gewehr und Hunden ihre Felder hüten zu dürfen. Das O. Amt Günzburg sagte ihnen volle Unterstützung zu. Der Herrschaft wurde angedroht falls sie nicht von sich aus das Wild abschieße, würde von Günzbgurg aus ein Jäger in die Gegend geschickt. Scheinbar blieb es aber bei der Drohung, denn die Herrschaft schoß das Wild nicht ab und es erschien aber auch kein Iäger. Jedoch herrschte keine Ruhe. Im Jahre 1792 kam es wieder zum Streit. (Siehe 1792)
Ulrich Rafensteiner, Weber zu Beuren, verunglückte tödlich. Er half Getreide abladen. Als er mit der Arbeit fertig war, sprang er vom Heustock auf die Heubühne und stieß sich dabei die Zinken einer Heugabel in den Unterleib. Nachdem er mit den hl. Sterbesakramenten versehen war, starb er am selben Abend.
Für den Mesner wurde ein Klavier angeschafft. Es wurde ihm zur Pflicht gemacht, darauf fleißig zu üben.

1791

Hier verdient ein Streit wiedergegeben zu werden, der sich im hiesigen Wirtshaus zutrug. Anton Regenbogen aus Beuren, der Anführer der Bauern im Streit mit der Herrschaft, er wurde der Kanzler genannt, saß im Wirtshaus und unterhielt sich mit dem Jäger und dessen Frau. Plötzlich fing er an über die Mutter Gottes, über Geistliche und Beamtezu. schimpfen. Die Ermahnungen von Seiten der übrigen Gäste nützte nicht viel, er schimpfte und tobte weiter. Mit den unflätigsten Schimpfworten bedachte er die Kirche, Pfarrer und die Herrschaft. Daraufhin wollten ihn die übrigen Bauern auf die Miste werfen, jedoch hinderte sie einer der Anwesenden aus Furcht daran,. So konnte der "Kanzler" seine Schimpfkanonade fortsetzen. Der Pfarrer sah sich veranlaßt, die Sache zu untersuchen und zu Protokoll zu nehmen und nach Oberkirchberg weiterzuleiten. Kanzleidirektor Merklin untersuchte noch einmal den Vorfall. Anton Regenbogen wurde verurteilt, 2 Stunden auf einer öffentlichen Gasse in Oberkirchberg im spanischen Mantel am Pranger zu. stehen. Außerdem wurde ihm verboten, künftig auf dem Chor zu stehen.(Siehe 1781) Das war für ihn eine größere Strafe, als auf dem Pranger stehen. (Pfarrbuch XIII,So216 ff)
Am 23. April wurden die Einwohner durch eine Feuersbrunst aufgeschreckt. Es brannte das sogenannte Amtmanns Hölzle und ein Teil vom "Sack". (Siehe Markungskarte) Alles rannte zur Bekämpfung. Es brannte zum Glück. nur das Bodenholz und Jungwald. Jedoch war die Rauchentwicklung so groß, .dass man glaubte, ein ganzes Dorf brenne. Aus allen Nachbarorten kamen die Leute mit Feuerspritzen zu Hilfe. Bis von Laupheim und Weißenhorn kamen die Menschen herbeigeeilt. Der hiesige Jäger Eustachi Mosmayer tat sich bei der Bekämpfung besonders hervor. Er schnitt Tannenwedel ab und schlug damit in das Feuer. Die Leute glaubten zunächst, daß das Feuer dadurch noch mehr verbreitet werden würde. Als sie aber sahen, daß der Jäger damit Erfolg hatte, griffen sie alle herzhaft zu und es gelang den Brand zu löschen. Nachträglich stellte sich heraus, daß ein junger Mann von hier beim Kühehüten einen Ameisenhaufen angezündet hatte und so den Wald in Brand steckte. Jedoch im Sommer erholte sich der Wald bald wieder so schön, daß man bald nichts mehr von dem Brand merkte.
In demselben Jahr brannten in Altheim 4 Häuser ab und die Bürger der hiesigen Gemeinde eilten zu Hilfe und konnten durch ihren Eifer einige in Gefahr geratene Häuser retten. (Pfarrbuch XIV,
S.34 ff) .

1792

In diesem Frühjahr und Sommer zogen viele österreichische Soldaten auf dem Wege an die französische Grenze hier durch und machten auch im Ort Quartier. Die Soldaten benahmen sich höflich und zuvorkommend, sodaß keine Klage von der Bevölkerung zu hören war.
Wieder brachten die hiesigen Untertanen Beschwerde ein, wegen Wildschaden. Auch diesmal war Anton Regenbogen ihr Anführer. Das Kloster Wiblingen wollte den Forst in Kirchberg, Schnürpflingen und Rot kaufen. Der Vertrag war bereits geschlossen, jedoch mit der Bedingung, dass Wiblingen den Eustachi Regenbogen als Jäger in Kirchberg annehme. Da sich Wiblingen weigerte, wurde der Vertrag wieder hinfällig. Die verwittwete Gräfin Euphemia Fugger behielt daraufhin den kirchbergischen Forst und stellte Eustachi Regenbogen als Jäger an. Der Forst von Schnürpflingen und Rot wurde dem Grafen Joseph Fugger von Dietenheim für 21 Jahre überlassen. Er mußte dafür jährlich 200 fl bezahlen.
In diesem Jahr willigten. die Untertanen der Grafschaft ein, statt des Jagddienstes jährlich eine Entschädigungssumme zu zahlen. Die kleinen Leute hatten 30- die Bauern 45 Kreuzer zu zahlen. So wird auch der letzte früher üäbliche Frondienst, mit Geld abgetan.
Noch einmal macht Antoni Regenbogen aus Beuren von sich reden. Er verweigerte dem Mesner das sogenannte Mesnerkorn und veranlasste zwei weitere Bauern, das gleiche zu tun. Er wurde aber von der k.k. Regierung in Freiburg aufgefordert dem Mesner das Korn sofort auszuzahlen.
Im September, Oktober grasierte im Ort di e Ruhr. Viele Leute wurden krank, etliche starben.

1793

Überall fürchtet man sich vor den Franzosen. Diese waren in Deutschland eingefallen. Bis im März Prinz Koburg die Franzosen bei Jülilbh und Mastrich schlug. Bis hier hörte man den Donner der Kanonen.
Pfarrer Josef Dilger stiftet 4 Quatember- Messen. Darüber findet sich die Abschrift des Stiftungsbriefes der von Gräfin Eufemia Fugger und Graf Amseln Maria Fugger, unterzeichnet ist, im Pfarrbuch XIII,S.242

Stiftungsbrief
4 Quatembermessen zu Schnürpflingen
Wir Endes unterzeichneten Vormunde und Administratoren der Graf-Herrschaften Kirchberg und Weißenhorn zum appertinentis urkunden hiemit:
Demnach der derzeitige Pfarr, und Dekan zu Schnirpflingen H.Franz Joseph Dilger, vermög daselbigsten zwey Fabrick Rechnungen de annis 1791 und 1792.für jährlich abzuhaltende 4 Quatember-Messen ein Kapital pr hundert fünf und zwanzig Gulden mit nachstehenden Bedingnissen gestiftet hat, das Erstens von dem jährlichen Zins.a 4 pcto ein zeitlicher Pfarrer jedesmal an zu Martimi, als der Zeit der heiligen Rechnung, für jede Quatember-Messen dreußig Kreuzer, oder für alle vier zwei .Gulden, der Mesner für jede sechs Kreuzer, die Hausarme zu Schnirpflingen und Beyren als Pfarrgenossen welche der Quatember-Mess beiwohnen und in der Kirche für den Stifter ein Vaterunser, und ein Ave Maria still beten werden, in Sola Angaria Luciae in Gulden und die Kirchenf'abriken in Schnirpflingen den Überschuß des Zinses ad l fl 36 Kr beziehen.
Dagegen Zweytens. Ein zeitlicher Pfarrer zu Schnirpflingen verbunden seyn solle, jede der 4 Quatember Messen für den Stifter H.Franz Josef Dilger, dessen Eltern, Geschwistrige, und Blutsverwandte, auch die verstorbene Pfarrkinder zu applicieren und endlich Drittens. Das nach vollendeter nicht- gesungen- sondern gelesener heiligen Messe für den Stifter dessen Blutsverwandte und verstorbene Pfarrkinder, mit dem in der Kirche anwesenden Pfarrvolk ein Vater unser, und Ave Maria laut abgebettet, sodan entweder in der Kirche ad Jumbam, oder ad Sepulchrum Fundatoris ( nach Belieben des Herrn Pfarrers) der Psalm Miserere et deprofundiscum consueta oratione de anniversaria abgehalten, und tumbam unter dem Gottesdienst zwey gelbe Stumpen angezündet. werden sollen........."
Am ersten Juni fror das Wasser Zolldick. Die Bäume die gerade in der Blüte standen, wurden schwer beschädigt..
Pfarrer Dilger der sich um die Aufzeichnung der geschichtlichen Ereignisse sehr verdient gemacht hat, starb am 19. Dezember. (Pfarrbuch XIII S.16)

1794


Es kommt zu Differenzen bei der Besetzung der Pfarrstelle. Nach Österreichischem Recht müßte die .Stelle zum Konkurs ausgeschrieben werden und die Intervalle Gefälle an den Religionsfond abgeliefert werden. Graf Amseln Maria Fugger verwandelt die vakante Stelle in eine reichsritterschaftliche und besetzt diese mit Pfarrer Deininger, der bereits unter Dekan Dilger als Vikar im Ort war. Die K.K. österreichische Regierung zu Konstanz protestierte dagegen, jedoch Graf Fugger beharrt auf seinem Recht und behauptet daß Schnürpflingen in der Frage der Pfarrerbesetzung nicht unter österreichischem Recht stehe. Beide Teile kommen einander entgegen, der Konkurs wird ausgeschrieben, es meldet sich aber nur Pfarrer Deininger. Er wird von, der K.K.österr. Regierung in Konstanz bestätigt. (Wttbg. Staatsarchiv Ludwigsburg, Fasz.1-599)

1796

Wieder kommt es zu einem Streit, diesmal wegen zu hoher, bezw. ungerechtfertigter Steuern. Der Wirt Johann Reißer (Tafernwirt) und der Müller Josef Trautmann hatten Teile der sogenannten Burg und Kammergüter in Besitz. Diese waren von ihren Vorfahren von Graf Albert Fugger gekauft worden und waren steuerfrei. Sie waren nach ihrer Meinung nicht der Reichsritterschaft und nicht der Rittertruhe steuerpflichtig. Da sie nun steuer zahlen sollten, richteten sie eine Beschwerde an die Regierung. Darin heißt es wörtlich: "Die Steuerfreiheit war von jeher auf unseren Besitzen als vornehmlich herrschaftlichen Burg- und Kammeralgütern gegründet und diese Freiheit überging an uns durch Kauf- und Erbrecht."(Wttbg. Staatsarehiv Ludwigsburg, Fasz.4-600)
Leider finden sich keine Akten wie der Streit ausgegangen ist.
Ebenso richten die Gnadenhäusler ein Protestschreiben an die Regierung. Die Gnadenhäusler sollten wie alle anderen Bürger der Gemeinde Steuern zahlen, um die schulden die nach dem Rückzug der Franzosen im Jahre 1796 entstanden waren, zu tilgen. Da sie aber nacht altem Recht von allen Abgaben befreit waren, weigerten sie sich zu zahlen und kamen mit den Bürgern in Streit. Mit Schreiben vom 3. Mai 1800 wurde entschieden: Die Gnadenhäusler müssen alle Kriegslasten mittragen, das sind: Quartierskosten, Schanzen, vorspann u.s.w. Die Schulden müssen bezahlt werden. Ansonsten sind sie von allen Lasten befreit. (wttbg.Staatsarch. Ludwigsburg,Fasz.4-600)
Die Franzosen waren unter dem General Moreau bei Straßburg über .den Rhein gegangen und bis an den Lech vorgedrungen. Durch den Sieg des erzherzogs Karl bei Amberg und Naumark mußten sie sich wieder zurückziehen. Von Ulm aus zogen sie sich auf der Biberacher Straße zurück. (Chronik von Ulm, D.A.Schultes,Ulm 1937 S.350)
Es ist daher leicht verständlich, daß sie dabei auch Schnürpflingen berührten. Daß es so ist geht aus der Tatsache hervor, dass die Gemeinde nach ihrem Rückzug eine Schuld von 400 fl hatte.
Der derzeit älteste Einwohner Herr Reinhard Huber, der das 9o.Lebens-jahr bereits überschritten hat, erzählte mir, daß er sich noch gut auf die Erzählungen seines Großvaters .erinnern könne. Dieser hahe öfters erzählt, daß die Franzosen ihr Lager außerhalb des Dorfes bei den Krautgärten gahabt hätten. Im Dorfe habe zu dieser Zeit Hungersnot geherrscht. Die Kinder hielten sich sehr beim Franzo Lager auf, da die Soldaten sehr kinderlieb gewesen seien. Er erzählte auch, daß .die fremden Soldaten einmal zwei Schulbuben ein halbes Schwein geschenkt hätten. Die beiden mühten sich dann vergeblich," die schwere Last nach Hause zu befördern, was den Franzosen viel Spaß bereitete.

1798

Johann Hartmann wurde zwangsweise zum K.R~ Militär übergeben. Er hatte mit einem hiesigen Mädchen ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Kanzleidirektor Merklin hatte Hartmann eigenmächtig dem K.R.Militär übergeben. Der Graf war mit der Handlungsweise des Kanzleidirektors nicht einverstanden und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 100 fl, die zusätzlich zu 50 fl an den Hartmann ausgehändigt wurden. Es gelang dem Grafen jedoch nicht, Hartmann vom Militär frei zu bekommen. (Wttbg.StaatsarchoLudwigsburg, Fasz.5-601)

1806

In diesem Jahr kommt die Grafschaft Kirchberg und damit auch Schnürpflingen an Bayern. Alle Gebiete erhielt Bayern von Napoleon. Schnürpflingen blieb bis zum Jahre 1810 bei Bayern, in diesem Jahre kam es an Württemberg. (Staatsvertrag) In diesem Staatsvertrag wurde die Grenze zwischen Bayern und Württemberg an der Iller fest.

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