Schnürpflingen 1950
Schnürpflingen 1950
.1950 Fünf Jahre nach dem Kriege hat sich das Land schon wieder gut erholt. Das normale Leben ist wieder eingekehrt. Selbstverständlich merkt man noch überall, daß wir einen verlorenen Krieg hinter uns haben. Hauptsächlich hat Deutschland unter den Spannungen zwischen Ost und West zu leiden.
Im Ort befinden sich heute 215 Neubürger (Flüchtlinge). Die Gesamteinwohnerzahl beträgt demnach nach der Volkszählung vom September 1950 841 Personen.
Viele Leute fahren soweit sie nicht Bauern sind, täglich mit dem Omnibus in die Stadt Ulm zur Arbeit. Ein kleiner Teil arbeitet im Ort in verschiedenen Handwerksbetrieben.
Am Karsamstag wurde am Schulhof die Linde gepflanzt.
1951 Im März wurde, nachdem der Gemeinderat bereits im vergangenen Jahr den Beschluß gefaßt hatte, die Korrektion der Weihung begonnen. Die Firma Keller-Bau aus Ulm wurde mit der Durchführung der Arbeiten beauftragt.
Die Gemeinde mußte tief in die Tasche greifen, denn die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 60000 DM. Durch ERP Kredite und Zuschüsse von Seiten des Landes und des Landesarbeitsamtes konnte die Finanzierung gesichert werden. Die Anlieger zahlten insgesamt 3000 DM für dieses, Projekt, Trotzdem musste sich die Gemeinde zu einer Schuldaufnahme von 5000 DM entschließen.
Dieses Projekt ist eine besondere Leistung für eine Gemeinde, die überwiegend aus Kleinlandwirten besteht und zudem noch über keine Nebeneinkünfte verfügt, wie etwa andere Gemeinden, die durch Holzverkauf aus gemeindeeigenen Wäldern , beträchtliche Erlöse erzielen.
Ein Kran, zwei Dieselloks mit zahlreichen Loren sind ständig im Betrieb. Insgesamt 16 Arbeiter beschäftigt die Firma Keller- Bau, Ulm, bei der Weihungskorrektion. Nach Fertigstellung soll das Flussbett eine Breite von 7m haben. Die abgeschrägten Ufer werden mit Grasnarben bepflanzt. Die Gesamtlänge der Korrektion beträgt zwischen Schnürpflingen und Beuren ca. 1,2 km. Im Zuge der Arbeiten wird auch eine Brücke erneuert und der Zufahrtsweg zu dieser Brücke verlegt, um eine möglichst gerade Anfahrt zu haben. Mit Bedauern sehen die Kinder auch den Mühlkanal schwinden, in dem sie in den Sommermonaten badeten.
Gräberfund bei der Weihungskorrektion.
Bei den Arbeiten am letzten Abschnitt der Weihungskorrektion bei der Teilgemeinde Beuren ist man auf ein Gräberfeld gestoßen. Die Weihung durchfließt das Gräberfeld in einer Länge von etwa 20 Metern. Es befindet sich etwa 50m unterhalb der Straße nach Beuren führt.
Schon im Jahre 1930 war man bei Ausbesserungsarbeiten an der Weihung fast an der gleichen Stelle auf menschliche Skelette gestoßen. Damals wie heute handelt es sich bei diesen Funden um die Gräber des alten Friedhofes von Beuren. Er stammt sicher aus der Zeit, da Beuren noch ein Pfarrdorf war. Als man mit dem Bagger das Bett der Weihung verbreiterte und vertieft wurde, fand man massive Eichensärge und zahlreiche Knochenreste.
Vereine
Das Vereinsleben im Dorf ist sehr rege. Zu nennen sind folgende Vereine: Männergesangsverein "Cäcilia", Kirchenchor, beide unter der Leitung von Lehrer, Seybold., der Fußballverein, die katholische Schwabenjugend, die Ortsgemeinschaft der Neubürger im Landesverband der vertriebener Deutscher, Schützenverein.
Feuerwehr:
Die freiwillige Feuerwehr zählt zur Zeit 28 Mann. Sie steht unter dem Kommando von Karl Aubele. Eine Motorspritze gehört zu ihrer Ausrüstung.
Ärztliche Betreuung:
Die ärztliche Betreuung besorgen verschiedene Ärzte aus den Nachbargemeinden. Ein Zahnarzt aus Hüttisheim hat hier in dem Hause des Reinhard Huber eine kleine Praxis eingerichtet und
ordiniert zwei mal wöchentlich.
Gasthäuser:
Acht Gasthäuser zählt Schnürpflingen zusammen mit den beiden Teilgemeinden. Es sind diese: Gasthaus zum Kreuz, Besitzer Anton Zoller, Gasthaus zum Deutschen Reich, Besitzer Pauline Högele, Gasthaus zur Traube, Besitzer Josef Isser, Gasthaus des Bernhard Funk, des Josef Jans, Gasthaus zum Kegel Besitzer Andreas Laib, Ammerstetten, Gasthaus z. Hirsch, von Neidlinger Jos. Beuren: Gasthaus zum Jägerhaus, Besitzer Karl Heim.
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Bürgermeister; Gemeinderat:
Das Amt des Bürgermeisters bekleidet zur zeit Alfred Jans. Der Gemeinderat setzt sich zur Zeit wie folgt zusammen: Laib Josef, Huber Josef, Jans Sebastian, Glanz Albert, Zimmermann Alois, Aubele Hans I, Aubele Hans II (beide Beuren)' Schick Benedikt (Ammerstetten)
Bei der Bundestagswahl vom 14. August 1949 verteilten sich die Stimmen folgendermaßen:
Zahl der Wahlberechtigten. . . . . . . . . . . . . . . . . .552
Zahl der insgesamt abgegebenen Stimmen . . . . . 474
Zahl der ungültigen Stimmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Zahl der gültigen Stimmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 467
Davon entfielen auf die einzelnen Parteien:
Christlich Demokratische Union ( CDU ). . . . . . 389 Stimmen
Sozialdemokratische Partei ( SPD ). . . . . . . . . . . . 21 Stimmen
Demokratische Volkspartei ( DVP ). . . . . . . . . . . . .1 Stimme
Kommunistische Partei ( KPD ) . . . . . . . . . . . . . . . 1 Stimme
Notgemeinschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55 Stimmen
Insgesamt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .467 Stimmen
Wahlbeteiligung = 86%
Aus dem Abstimmungsergebnis erkennen wir auch die derzeitige politische Einstellung der Bevölkerung.
Einwohnerzahlen im 20. Jahrhundert:
1928. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .668 Einwohner
1936. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .665 Einwohner
1939. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .635 Einwohner
1945. . . . . . . . . . . . . . . . . . .655 Einwohner
1950. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .841 Einwohner
Älteste Einwohner der Gemeinde:
Huber Reinhard (91), Gnadmann Viktoria (87), Heim Martin (85), Heim Xaver (84), Aubele Agatha (84), Hennig Karolina (82), Bailer Kreszentia (81), Isser Magdalena (81), Nohr Josef (81),
(Nach Angaben des Bürgermeisteramtes Schnürpflingen)
Gewerbebetriebe im Ort:
Bäcker. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Bauunternehmen . . . . . . . . . . . . . .1
Friseure. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Gastwirte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Gemischtwarenhändler. . . . . . . . . 4
Metzger, bezw. Fleischhändler. . . 1
Polsterer und Tapezierer. . . . . . . . 1
Schlosser und Schmiede. . . . . . . . 3
Schneider, Schneiderinnen . . . . . .4
Seegrasspinnerei. . . . . . . . . . . . . . 1
Schreiner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Schuhmacher. . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Transport und Verkehrsgewerbe. . 1
Zimmermann . . . . . . . . . . . . . . . .1
Wagnerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1
Uhrmacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1
Korbmacher.. . . . . . . . . . . . . . . . . .1