Schnürpflingen in 19. Jahrhundert
VII. Abschnitt.
1812
Zu Beginn des Jahres zog Napoleon mit seinen Armeen in den verhängnisvollen Krieg gegen Rußland. Auch Württemberg musste Soldaten für diesen Feldzug stellen. „Die Württemberger gehörten zum Armeekorps des Herzogs von Elchingen, Ney, und standen. Anfangs unter dem Befehl ihres Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Bei Heilbronn sammelten sich 12000 .Mann und marschierten am 11. März ab, durch Bayern, Sachsen, Preußen.(D.A.Scho1tes, Chronik von Ulm,S.406)Ein Schnürpflinger Bürger zog ebenfalls in diesen Krieg. Es war Joseph Högele. Er kam glücklich wieder heim. Högele nahm auch noch an den Befreiungskriegen teil und kämpfte bei Waterloo. Heute noch finden wir an der Westseite der Friedhofmauer, unmittelbar bei der Wasserleitung den verwitterten Grabstein dieses Kriegers in die Mauer eingelassen. Eine Vertiefung zeigt uns noch die Stelle, wo früher eine Tapferkeitsmedeille eingelassen war.
Schnürpflingen in den Koalitionskriegen.1792 - 179
Im Zusammenhang mit der französischen Revolution schlossen mehrere europäische Monarchen ein Bündnis 'gegen Frankreich und Napoleon. Es kam zu den oben angeführten Kriegen.
Wahrend dieser Zeit hatte auch Schnürpf1ingen unter direkten und indirekten Folgen zu leiden. Zum Glück sind uns Aufzeichnungen aus dieser Zeit erhalten geblieben. Der damalige gräflich= fuggersche Revierförster Xaver Moßmayer, der einem alten Jägergeschlecht entstammt, der erste fuggersche Revierförster Moßmayer wurde bereits 1660 genannt, schrieb seine Erinnerungen nieder.
Diese wurden im Jahre 1927 von seinen Nachkommen in Druck gegeben und es erschienen 60 Exemplare. Die Broschüre trägt den Titel:
"Notizen aus meinem Leben" Über das'"' Jahr 1796 schrieb Xaver Moßmayer unter dem Titel': "Hergang bei der ersten Ankunft der Franzosen".
Im Jahre 1796,wo sich das französische Kriegsheer unter Anführung der Marschälle Moreau und Jourdan über den Rhein zog, kam ich mit den geflüchteten Gütern der regierenden Frau Gräfin Euphemia Fugger von Weißenhorn- auch zu meiner Sicherheit- nach Augsburg und verweilte dort bei mehreren Gräf1.=fuggerschen Herrschaften in dem Fuggerschen Hause bereits zwei Monate.
Von da aus reiste ich wieder nach Hause. Die österreichische Armee hatte ihren Rückzug vom Rhein angetreten und in Folge davon überschwemmte in kurzer Zeit hierauf das feindliche Kriegsheer unsere ganze Gegend und das ganze Schwabenland. Bei diesem Ereignis hörte ich in der Gegend von Brandenburg das erstemal starkes Kanonen= und Klein= Gewehr= Feuer und sah den General Moreau
(von Dellmensingen aus) mit vielen Leuten und Offizieren begleitet durch unseren Ort nach Brandenburg ziehen. Bei dieser ersten Affaire ist außer viel Schrecken Vorspann und Lieferungen beim Durchzug nichts bedeutendes vorgefallen.
Nachdem aber die französische Armee, besonders der General Jourdan an dar böhmischen Grenze von den Österreichern unter Anführung des Prinzen Karl und General Wurmser geschlagen wurde,. so war der Rückzug der Franzosen für uns schon gefährlicher, auch kränkender, denn am Grenzflusse machte man halt und wir wurden drei bis vier Tage hart mitgenommen. Ich hielt mich, doch nicht ohne Gefahr im Walde verborgen, bis der ganze Zug vorüber war und ich , bei Biberach den letzten Kanonendonner vernahm."
Zweite Ankunft der Franzosen dahier.
Bereits im Jahre 1800 erschienen die Franzosen in einem neuen Kriege wieder in unserer Gegend. Revierförster Moßmayer schrieb darüber folgendes: "Dieser Feldzug, wo die französische Armee das
zweitemal- in meinem Leben- den Rhein überschritt, war für unsere Gegend- besonders für mich- weit gefährlicher als der 1796; denn in diesem Jahr und Kriege wurden wir, nebst vielen Requisitionen und Vorspann, von dem Feinde 19 Tage lang beraubt und geplündert. Auch mir erging es so. Ich hielt mich viel im Walde auf mit dem hiesigen Herrn Pfarrer Deiniger, nachdem wir unsere Kostbarkeiten teils in den benachbarten Städten, teils in der hiesigen Kirchengruft zu bergen suchten, während wir Vieh und Schafe samt den Pferden mit uns in den Wald nahmen. Nebst dem hatte ich aber doch manche Lebensgefahr auszustehen; oft wurde mir die feindliche Pistole auf die Brust gehalten, um Speise und Trank mir zu erpressen, obwohl ich nichts mehr geben konnte. Diesen gefährlichen Erpressungen zu entgehen, verließ ich eines Tages meine Wohnung, und suchte Schutz in der Wohnung eines Holzsetzers (Christian Huber)Wie ich zu diesem kam fragte ich ihm, ob zu ihm auch so viele Soldaten kommen? Er sprach: Bisher wäre ihm noch keiner gekommen. Nun, dachte ich so kannst du doch einwenig ausruhen und legte mich aufs Kanapee (Sopha) mit dem Auftrag: Wenn die Franzosen kämen solle er mich wecken. Aber es stand nicht lange an, so meldete er mir die Ankunft derselben. Ich stand sogleich auf und sah, daß solche in der Richtung von Dorndorf und Weinstetten zahlreich ankamen und hörte Indes benachbarten Müllers Hof ein gewaltiges Hilfegeschrei von Weibspersonen. Bei dieser Wahrnehmung machte ich mich auf, und wollte meine Zuflucht wieder im
Walde suchen, in der Richtung Beuren zu. Allein es war vergebens, denn auch von daher kamen Franzosen Haufenweise - teils Kavallerie, teils Infanterie- in den Ort. In dieser Lage ging ich nun
wieder zurück in das Haus des Hozsetzers. Kaum aber war ich da angekommen, kam eine Weibsperson mit zwei Kavalleristen angesprungen und rief laut: Wo ist der Müller? Wo ist der Müller? Dieser Müller war damals der Bürgermeister. Der Holzsetzer sagte wie von mir geheißen, der Müller, der Bürgermeister ist nicht da. Er muß dasein, sagte ausdrücklich die Sibille Heß, denn er hat ja gesagt, er gehe zu euch herauf. Sowie die Soldaten sahen, dass das Weibsbild darauf bestand, stieg sogleich einer vom Pferd, und wie er mich in meinem langen, grünen Überrock wahrnahm, war er erfreut und schlug mir die Kappe vom Kopf, fiel mir in die langen Haare (zur selben Zeit trug ich noch einen schönen Zopf) fluchte mir zu in der Meinung, ich wäre der Bürgermeister, riß mich zur Türe hinaus und lieferte mich so auch den anderen seiner Kameraden in die Hände. Ach Gott, unter welche Unmenschen war ich geraten! Sie zerschlugen mir derbe den Kopf, rauften mir die Haare aus, nahmen mich zwischen ihre Pferde und ritten davon, mich bei den Haaren haltend, im Trabe, sodaß ich jeden Augenblick glaubte, ich werde von den Pferden zertreten. So ging dieser fatale Ritt fort auf dem Wege nach Beuren, dem Walde zu. Wohl bat ich diese Unholde öfters um Pardon und sagte ihnen halb französisch, sie hätten nicht den rechten, ich wäre nicht der Marr - oder Bürgermeister- sondern Jäger- chasseur- aber alles war vergebens, sie fluchten mir nur immer zu und forderten von mir den Tod drohend 10 Loisdors. Auf dieses Verlangen bestanden sie und führten mich sofort an einen abgelegenen Ort. Allda machten sie mit mir halt, zogen die beiden Säbel, setzten den einen mir auf den Kopf, den anderen mit der Spitze mir auf die Brust und sagten halb deutsch: vor die zum letzten Mal frag, vor die mit Dutzwit. Bezahl 10 Loisdors - vor die kaput. In dieser großen Gefahr und Todesangst leerte ich die Säcke und sagte: Meine Herren wenn sie stechen und hauen, ich kann ihnen nichts geben, kommen sie aber mit in dem Ort zu dem Bürgermeister, vielleicht hat der ein Geld. Auf dieses hin steckten sie die Säbel wieder ein und sagten: a la bonheur, nahmen mich bei den Haaren und ritten mit mir dem Dorfe zu. Sie brachten mich bis zu einem Hause, vor welchem viele Menschen, darunter auch der kleine Bürgermeister Dominikus Jaus, mit Heubinden und Habermessen beschäftigt waren.
Zu diesem rief ich, ob er kein Geld habe? diese zwei Soldaten wollten 10 Karoline von mir. Der aber schüttelte den Kopf, indem ich ihm ein zeichen gab und sagte: Ja meine Herren wir haben kein Geld, bei uns ist alles ausgeraubt. Auf dieses hin nahmen sie mich wieder fort, führten mich durch die sogenannte Schneckengasse, fluchten und schworen mir den tod, wenn ich ihnen nicht 100 Loisdors bezahle. Ich nahm alle meine Kräfte zusammen und bat sie in Gottes Namen mich loszumachen und suchte ihnen deutlich zu machen; daß sie nicht den Bürgermeister, sondern den Jäger vor sich hätten. Allein alles war vergebens. Sie schleppten mich wieder fort, dem Hause zu, wo sie mich gefangen nahmen. Am Wege waren einige Männer denen ich zurief und sagte, sie möchten doch sagen, wer ich sei. -Da liefen ein paar Männer nach und sagten: Meine Herren, ihr habt den unrechten, dieser ist unser Jäger, nicht der Bürgermeister. Nach mehreren Vorstellungen glaubten sie endlich, daß ich der Jäger sei ließen mich aber dennoch nicht los, nur behandelten sie mich gelinder und nahmen ihre Hände von meinen Haaren weg. Der Transport ging wieder der Schneckengasse zu. Da kamen uns zwei französische Husaren entgegen, diese sahen wohl in welcher Verlegenheit ich sei, und was mir bevorstehe. Sie redeten meine Transporteurs in ihrer Sprache an und nach ernsthaften Ausdrücken flohen meine Erzfeinde blitzschnell davon. Nun hielten meine Befreier, die beiden Husaren vor mir und fragten, was diese 2 Jagair von mir gewollt haben. Zehn Loisdors, sagte ich, die verfluchten Spitzbuben! Uns sagten sie, sie seien der Bürgermeister, sie haben Hafer und Heu gewollt und man habe ihnen keines verabfolgt-in-dem ich ihnen meine Behandlung und Gefahr so kurz wie möglich erzählt hatte, sagten die Husaren, kommen sie mit uns, 'es geschieht ihnen nichts wieder. Und so ging es abermals Dorfaufwärts. Da kam uns ein Infanterist entgengen mit einem Laib Brot auf dem Bajonett und einem päcklein Mehl unter dem Arm. Diesem lief ein armes Weib nach, dem es genommen wurde und bat um Gottes Willen um ihr Brot und Mehl. Die Husaren nahmen es dem Infanteristen ab, behielten es aber für sich. Ich dachte: Ihr seit um kein Haar besser, als die Anderen. Ich ging jetzt meiner liege weiter. Aber was geschah? Ich kam bis zum hiesigen Wirtshause, da war der ganze Hof voll Soldaten, einer davon rief mir plötzlich zu: Allons, Landsmann komm! Als ich aber darauf nicht achten wollte und weiter ging, nahm er das Gewehr und hielt auf mich zu und sagte ganz ernsthaft: Landsmann komm, oder vor dich kaput! Jetzt gab ich freilich Gehör und lief in Gottes Namen auf ihn zu und fragte, was er wolle. Er antwortete: Allons, Landsmann komm, trage die Schweine ins Lager! (Es liefen mehrere Schweine des Wirts im hofe herum) Ich bat ihn, mich damit zu verschonen und erzählte ihm, daß ich soeben die größte Lebensgefahr ausgestanden und arg misshandelt worden sei und noch einiges von meiner Geschichte. Auf dieses sagte der Soldat:
Warte Landsmann, wenn komm andere Bauer, vor dich passier! Nicht lange darauf kamen ein paar Männer, diese zwei wurden requiriert zum Schweine= Transport. Zu mir sagte der Soldat: Allons, komm jetzt Landsmann mit mir! Ich ging mit ihm; er führte mich in das Wirtshaus und durch dieses in ein langes Gebäude zu hinterst in das Branntweinstübchen, wo Milch in Scherben aufbewahrt oder versteckt war. Da sagte der Soldat zu mir:
Allons, Landsmann nimm da Milch vor die Kameraden, viel Durst! Ich nahm von diesen 4-5 Scherben Milch aufeinander und musste sie bis in den Hof tragen, wo die Soldaten davon tranken. Danach nahm ich diesen Soldaten der so ziemlich deutsch sprach, auf die Seite und bat ihn, mich um Gottes willen zu entlassen. Er nahm mich ganz freundlich bei der Hand, führte mich aus dem Gedränge der Soldaten und sagte: Jetzt Landsmann, lauf!......
Die Geschichte mit dam Jauden.
Des anderen Tags kam ein benachbarter Forstknecht in mein Haus und sagte: Er bleibe nicht mehr hier, sondern gehe weiter ins Oberland, ob nicht einer von uns mit ihm gehen wollte. Hierzu hatte sich mein Forstknecht Jauden entschlossen. Er nahm zu der vermeintlichen Sicherheitsreise von mir ein gutes Gewehr, einen guten Hühnerhund und einen Büchsenranzen, auf welchem die Vorbuchstaben
J H standen, mit sich fort. Als nun diese beiden ihre Reise angetreten und mitten in meinem Revier durch den Nadelholzwald Bremelau (steht Bäuernlau) über die Waldstraße gehen wollten, kamen auf derselben (in der Richtung von Weihungszell oder von (Hörenhausen) zwei Franzosen gegen sie her, ein Reiter und ein Fußgänger. Wie sie da zusammentrafen, ritt der erstere auf die Jäger los. Der eine Forstknecht ergriff die Flucht, eines seiner beiden Gewehre fortwerfend, über die Waldstraße in einen jungen Waldbestand. Der Forstgehilfe Jaud hingegen reffte raffte noch das andere Gewehr auf und lief zurück in den Nadelhochwald. Der Reiter aber holte ihn geschwind ein und Jaud nahm eine starke Tanne zum Schutze, indem er bei der Verfolgung durch den Reiter immer sich um den Baum bewegte. Der Reiter aber nahm seine 2 Pistolen und drückte selbe auf den Jaud ab; dann zog er den Säbel weil seine beiden Schüsse fehlten, und suchte ihn in Stücke zu zerhauen. Nun fiel es dem Jaud erst ein, daß er 2 geladene Gewehre bei sich hatte und auch schießen könne er zog eines derselben ab, spannte es und stellte sich zur Gegenwehr. Sowie der Reiter hinter dem Baum hervorkam, drückte er sein Gewehr auf ihn ab, Der Reiter stürzte sogleich und Jaud nahm seine Flucht ungehindert weiter. Der französische Infanterist, der in der Ferne den Hergang sah, lief davon in das nahe Dorf, verlangte ein Fuhrwerk und so wurde der geschossene französische Reiter weggeführt. Er soll an seiner Schußwunde, nach dem ihm das Blei ausgeschnitten worden war, gestorben sein.
Der Forstknecht Jaud kam zu Hirten, deren es im Walde viele gab und beauftragte einen davon, mich von diesem traurigen Hergang
in Kenntnis zu setzen und dieser erzählte mir, daß Jaud geschossen habe, der Reiter abgeführt, Jaud selbst auch angeschossen sei und Blut ausspucke und ich mich wohl in Acht nehmen oder mich wohl gar aus dem Staub machen solle. Diese Nachricht war ein herber Schlag für mich, besonders da ich erwog, daß Jaud mein- Gewehr, meinen in der ganzen Gegend bekannten Hühnerhund und meinen Büchsenranzen mit meinem Namenszug mit sich fortgenommen hatte und der Bote nicht wußte! in welche Hände diese Stücke gefallen seien. Es ließ sich leicht denken, daß eine Untersuchung unausbleiblich kommen werde und ich infolge etwaigen Verdachts mein Leben verwirken könne. Mit diesen Gedanken umgehend zierte ich nicht lange und machte mich auf, nahm bei meiner Frau und Mutter Abschied und sagte ihnen nur noch: Ich gehe fort und niemand s6l1e'wissen, wohin ich gehe; doch werde ich mich in den ersten Tagen nicht weit vom Orte im Walde (oberhalb Beurens) aufhalten. Und so nahm ich noch ein paar Gulden Geld zu mir und ging meinen Weg weiter dem, nächsten Walde zu. Des abends kam ich dort an, wo ich mehrere Hirten mit verstecktem Vieh und Pferden antraf und bei denselben in einer Hütte mein Nachtquarttier nehmen zu können glaubte. Nachts 10 Uhr aber kam ein Bote (Namens Johann Leinert von Beuren) bei den Hirten an und fragte, nach mir. Ich erkundigte mich bei ihm, was vorgefallen sei. Er antwortete mir: Es sei der Herr Pfarrer, meine Frau und die Mutter, auch der Jaud nach dem benachbarten Beuren (geflohen und so habe man ihn mit noch ein paar Boten ausgeschickt, mich zu suchen: ich möchte sogleich zu ihnen dorthin kommen. Nachdem ich mich versichert hatte, daß keine Franzosen vorhanden seien (er war ein redlicher Mann und Freund von mir), machte ich mich mit ihm auf und ging zu den Meinigen nach Beuren. Wie ich nun da angekommen, schickte ich ihn noch zuvor in das Wirtshaus, um nachzuforschen, ob alles sicher wäre. Als ich erfuhr, daß niemand als die Meinigen da wären, ging ich unerschrocken hinein und grüßte herzlich die Meinigen und fragte sogleich nach der Geschichte mit Jaud und dem Franzosen. Jaud erzählte mir nun die ganze Sache. Nun wurde beraten, was zu tun wäre, ob alles im Stiche zu lassen und weiter zu fliehen, oder unerschrocken zu bleiben und die kommenden Dinge des Schicksals abzuwarten. Da Jaud meinen Hühnerhund und Büchsenranzen noch bei sich hatte, entschlossen wir uns, nach Hause zu gehen, was wir in der Nacht zur Ausführung, brachten. Wir waren zu Hause nicht lange unbehelligt. Schon des anderen Tags kam eine Patrouille Franzosen von 40 Mann mit einem Offizier an meinem Hause vorbei, in das hiesige Wirtshaus. Da lässt sich wohl denken, daß mir bei diesem Einzuge das Herz gepocht hat, denn es stand nicht lange an, so kam schon der Offizier auf mein Haus zugegangen. Bei seinem Eintritt war er ganz höflich gegen mich, weshalb auch ich ganz zuvorkommend erwidert habe. Nun aber ging er die Nachforschung, die Untersuchung ganz sonderlich an und fragte, ob es in dieser Gegend auch viel Wild gebe, denn er sei ein großer Jagdfreund. Ich antwortete: Vor Anfang des Krieges habe es wohl ziemlich viel Wild gegeben, während des Krieges sei es wechselseitig von Freund und Feind stark beschossen worden. Er fragte weiter: Haben sie auch Gewehre bei der Hand und auch Schrot und Kugeln, um auf die Jagd zu gehen? Ja ich habe Gewehre und Schrot, aber nicht bei der Hand, war meine Antwort. Er: Machen sie die Schrote selbst oder beziehen sie sie aus der Stadt? Ich beziehe sie größtenteils aus der Stadt. ER: Wo sind denn die, Gewehre und der Schrot, daß ich auf die Jagd gehen kann? Ich: Meine Gewehre und -Schrot habe ich im Walde versteckt, um diese nicht verlustig zu werden. Er: Nun, lassen sie solche abholen, damit ich auf die Jagd gehen kann. Auf dieses rief ich dem Forstknecht – dem Jaud - und befahl ihm, die Gewehre und Büchsenranzen im Walde abzuholen. Der Offizier schickte aber auch zwei Soldaten mit in den Wald, um die Gewehre und das übrige abzuholen, hauptsächlich darum, damit ihm nichts entginge Jaud und mit ihm die beiden französischen Soldaten brachten ihm die im Walde versteckten und verrosteten Gewehre samt Büchsenranzen und Schrotbeutel mit. Diese Schrote aber waren ganz klein und keines so groß, wie jene Schrote die dem geschossenen Soldaten ausgeschnitten waren. Als nun der Offizier die verrosteten Gewehre und die in keinem Verhältnis zu seinen, als Muster mitgebrachten und herausgeschnittenen Schroten stehen sah, stand er von ,der Untersuchung ab, beharrte aber dennoch darauf, abend in den Wald auf den Anstand zu gehen. Er ließ daher, da er von meinen verrosteten Gewehren keinen Gebrauch machen konnte, sogleich durch einen seiner Soldaten einen sehr schönen Zwilling, den er schon selber mitgebracht hatte, abholen und ging sofort mit meinem Forstknecht Jaud auf die Jagd. - Jaud stellte ihn auf einen guten Anstand, doch sagte der Offizier zu ihm: Wenn er nichts bekomme, werde er ihm 25 Arschprügel geben lassen. Zum Glück kam dem Offizier ein Has, den er auch erlegte. Mit, diesem Hasen kamen beide vergnügt nach Hause, und so war auch die geängstigte Untersuchung beendet. Die Untersuchungskommission verließ uns des anderen Tags wieder.
Geschichte im französischen Feldzug 1805
Nachdem viele Einquartierungen der Franzosen vorausgegangen, erhielten wir auf einmal ein starkes Belagerungskorps, der Festung Ulm. Der österreichische General Mack lag nämlich mit 25000 Mann in der Festung Ulm; daher erhielten wir ein ganzes Regiment Kavallerie und als Kommandeur den General Sebastian. Somit war unser Ort dicht mit Soldaten angefüllt. Ich erhielt in mein Haus 2 Offiziere, einen Oberleutnant und einen Major nebst sechs gemeinen Soldaten. Dieses Quartier dauerte aber zum Glück nur drei Tage, da der Genal Mack 25000 Mann 2 Kanonen durch Kapitulation schnell an die Franzosen übergeben hatte. Das Benehmen der Franzosen war, was man von Feinden nicht erwarten sollte, so ziemlich ordentlich. Doch läßt sich denken, da auch in kurzer Zeit die Lebensmittel für Menschen, und Pferde ganz aufgezehrt wurden, sodaß für die Soldaten schon Ochsen geschlachtet werden mußten. So geschah es, daß auch in meinem Hause für die Offiziere und Gemeinen solches Fleisch herbeigeschafft wurde und ehe dieses aufgezehrt war, kamen auf einmal Staffetten, daß Ulm übergeben War und die ganze Mannschaft von hier nach ulm ausrücken mußte. Es war am Kirchweih= Nachmittag 1805, da wir nichts mehr zu essen hatten, ging ich den Major bittlich an, er möchte mir von seinem ,übrigen Fleisch einen Teil zurücklassen, damit wir doch auch etwas zu essen hätten. Diese Bitte wurde mir nicht abgeschlagen; der Major übergab mir eine große Portion von ihrem Fleische, womit wir tags darauf auch Kirchweih halten konnten.
Was sich während dieser drei Tage zugetragen, kann ich nicht mit Stillschweigen übergehen: Es war in der zweiten Nacht ,welche sehr schauerlich und finster war, als ich mitten in der Nacht schlag 12 Uhr in ,meiner Kammer aus dem Bett mit wildem Geschrei geweckt wurde mit dem Ruf: Allo, Landsleute, auf, auf ! Nur geschwind macht Licht! Ich machte mich aus diesem Schreckensrufe sogleich aus dem Bett, machte Licht und trat so in die Stube wo die Offiziere schliefen hinein, sah dem Major schon mit Säbel umgürtet und sprach halb deutsch und halb französisch, mich bei dem arm fassend: Allo, geschwind komm, trois chevoux, drei Pfende sind gekrippt (gestohlen). Diese Offizieres-pferde waren alle in meiner Scheuer und ein gemeiner Soldat der den Dolmetscher machte, hatte den Vorfall angezeigt. Ich sah nun mit der Laterne nach und sah nun diese Plätze, wo diese Pferde standen, wirklich leer. Dabei fiel mir ein, weil es die ganze Nacht geregnet hatte und somit das Erdreich weich war, daß ich der Spur nachkommen könnte. Sie führte aus dem Garten zu einem Baum, wo drei Pferde mit Zeunen umwickelt waren. Ich sprach zum Major: da stehen drei Pferde, sind es nicht diese ?-Qui, (ja) sagte er und nun wurden, die Tiere wieder in die Scheune auf den alten Platz zurückgeführt. Der gemeine Mann sprach mit dem Offizier französisch, worauf der Offizier zu mir mit großem zorne ,sprach: Wo ist dein Karl? (Das war mein Forstknecht Jauden) - Allo, geschwind wo ist dein Kerl?- Ich weiß es nicht.- Da sagte der Soldat der deutsch konnte, dieser sei am Abend an der Leiter auf das Heu gestiegen.- Dieser Soldat mußte also zuvor auf französisch solches zum Offizier gesagt haben, daß dieser Mensch die Pferde ausgeführt habe, damit sie ein ander abführen und stehlen könne. Dadurch wollte der Soldat seine Nachlässigkeit in der Versorgung der Pferde decken. Auf dieses rief ich nun den Forstknecht Jaud, welcher auch wirklich im Heu, da kein anderer Platz für ihn vorhanden war, geschlafen hatte. Auf öfteres. Rufen kam er endlich aus dem Schlafe, gab Antwort-und kam noch halb schlafend an der Leiter herunter, nicht ahnend, was vorgefallen und seiner harrte.
Wie Jaud herunterkam, zog der Offizier den Säbel, nahm ihn beim Arm und hieb mit dem Rücken (was ich aber nicht gleich bemerkte) jämmerlich auf diesen ein, der natürlich fürchterlich geschrieen hatte. Auf dieses trat ich zum Offizier und bat ihn mit aufgehobenen Händen, er möge ihn nicht töten, dieser Mensch wäre ja unschuldig. Da gab er endlich nach und sagte mir, was dieser Soldat gesagt hatte. Jaud ging nun mit dem zerschlagenen Buckel davon. Der Offizier zog sich sofort auf sein Zimmer zurück, lud sogleich seine Pistolen und sagte nochmals: Dein, Kerl viel coujon, wenn er kommt, vor ihn kaput! Des selben Morgens machte meine Frau den Offizieren das gewöhnliche Frühstück und der Major lud mich wie bisher zum Essen ein. Ich sagte aber: 0 Herr Major, vor mich nicht Apetitt! Er sagte aber: 0 Monsieur chasseur vor dich brav Mann,' dein Kerl aber coujon (Spitzbub).
(Alle angaben in dem Abschnitt Schnürpflingen in den Koalitionskriegen" sind der Broschüre" Notitzen aus meinem Leben" entnommen. Die Schrift befindet sich im Besitz des Revierförsters Mosmayer in ,Rot)
1824
In diesem Jahre wurde die neue Orgel aufgestellt. Sie kam an die gleiche Stelle, wo das alte kleine "Positiv- Örgelein" gestanden hätte. Sie kostete nach Akkord 336 fl. die alte, kleine Orgel wurde von dem Orgelmacher um 24 fl angenommen. Die neue Orgel wurde von dem Orgelmacher Kaspar Spindel von Schussenried verfertigt. Am 15. August konnte das erste Mal mit ihr gespielt werden.
Der Sommer dieses Jahres stand im Zeichen von zwei furchtbaren Hagelwettern. Am 15.' Juli, an einem Donnerstag, stieg am Horizont ein unheildrohendes Gewitter auf. Es kam aus Richtung Ehingen und zog weiter in Richtung Wiblingen. Ein furchtbares Hagelwetter setzte ein und vernichtete in den Nachbargemeinden Stetten, Dellmensingen, Hüttisheim, Altheim, Staig und Steinberg die gesammten Feldfrüchte Es fielen Schlossen in der Größe eines Hühnereies- und noch größer in Schnürpflingen entstand an diesem Tage nur geringer Schaden, Dorndorf wurde ganz, verschont. Bereits drei Tage später kamen wieder unheildrohende Gewitterwolken aus der gleichem Richtung. Über den gleichen Orten entlud sich wieder ein schrecklicher Hagelschauer und vernichtete vollends, was das letztemal noch nicht restlos zerstört wurde. Auch die Markung Schnürpflingen erlitt an diesem Tage. großen Schaden. In Dorndorf wurden an diesem Tage ebenfalls sämtliche Felder verwüstet. Die Teilgemeinde Beuren blieb an beiden Tagen ganz verschont.
1825
Am 13. Mai setzte große Kälte ein, sodaß das gesamte Obst und der meiste Roggen erfrohr. Die Ernte war daraufhin schlecht.
Zwei ledige Burschen von hier standen vor Gericht. Es war dies der Anton Aubele von Beuren und Anton Jans von Schnürpflingen. Beide hatten auf dem Wege von Beuren nach Illerrieden eine Frau aus Bihlafingen überfallen und ausgeraubt. Während Anton Jans nur Beihilfe leistete, überfiel Anton Aubele die Frau, schnitt ihr den Beutel in welchem sie 8 fl hatte vom Rock und ging nach Dorndorf. Dem Jans gab er von seiner Beute 2 fl.
1826
Im Frühjahr wurden durch einen württembergischen Geometer die Felder, Wiesen, Gärten und Waldungen vermessen.
1835
In diesem Jahre herrschte im Dorfe rege Bautätigkeit. Neben dem Schulhaus das in diesem Jahr neu erbaut wurde, entstanden noch sechs weitere Häuser im Ort.
Das Schulhaus, das heute noch als solches verwendet wird, wurde mit einem Kostenaufwand von 2500 fl erbaut. Davon wurden vom Stiftungsrat 800 -fl- bewilligt. Beuren zahlte, 300 fl. Den Rest von 1400 fl, zahlte die Gemeinde Schnürpflingen. Die Maurerarbeiten führte Roman Dieman von Wiblingen aus. Zimmermeister war Ignaz Rieger von Steinberg. Die Schreinerarbeiten wurden von Joseph Schneider von hier ausgeführt.
Ein Mann, Namens Johannes Edel erhängte aus Melancholie im Stadel.
1836
Ein sehr trockener Sommer ließ die Brunnen im Oberdorf austrocknen, sodaß man mit Fässern das Wasser in der Weihung holen mußte.
1837
Durch anhaltenden Regen trat die Weihung über die Ufer und überschwemmte die Wiesen.
1839
Acht Häuser des Weilers Ammerstetten, die bisher zur Pfarrei Staig gehörten, ,kamen durch bischöfliches Dekret an die Pfarrstelle Schnürpflingen. Die übrigen Häuser gehören wie schon erwähnt, nach wie vor zur Pfarrei Hüttisheim.
1843
In diesem Jahr wurde das Pfarrhaus gründlich überholt, man kann fast sagen, neu erbaut. Die gesammten Baukosten betrugen 3353 fl.. Ebenso wurden gründliche Reparaturen an der Kirche vorgenommen, die einen Kostenaufwand von 3600 fl erforderten.
1846
In diesem Jahretritt eine Kartoffelkrankheit auf, als trockene oder als nasse Fäule bezeichnet. Die Kartoffeln Verfaulten zum größten Teil schon auf dem Feld, die übrigen im Keller. Die Folge davon war eine Knappheit an Lebensmitteln, die in vielen anderen Gebieten und Ländern den Hungertod von tausenden von Menschen zur Folge hatte.
In diesem Jahre verschwand ein Brauch aus dem Dorf um den es uns heute fast leid tun könnte. Alljährlich um die Weihnachtszeit zog der Kirchenchor von Haus zu Haus um sich eine Entschädigung für seine Bemühungen zu ersingen. Dabei sollen „Dinge vorgekommen sein, die gegen Anstand und gute Sitte verstoßen" . Deshalb setzte der damalige Pfarrer durch, daß den Sängern und Sängerinen von sofort ab eine Entschädigung von 25 fl jährlich gezahlt wurde. Wenn auch gewisse Dinge passierten, so hat es vielleicht an der nötigen Führung und Beratung gefehlt, um aus dem Bettelsingen einen schönen Weihnachtsbrauch zu machen. Wie herrlich wäre es, käme heute in der Weihnachtszeit die Sänger und würden die Menschen mit Liedern erfreuen. In vielen Gegenden Deutschlands und Österreichs ist dieses Weihnachtssingen heute noch zu Hause.
1847
In Folge der Kartoffelkrankheit herrschte im ganzen Lande ein großer Mangel an Lebensmitteln. Der Württembergische Staat musste allein 4 Mill. Gulden an Unterstützungen für die Notleidenden zahlen. Erst nach Einbringung der Ernte die in diesem Jahr gut ausfiel, wurde die Ernährungslage besser.
Während der Erntezeit ereignete sich im Ort ein bedauerlicher Unfall. Am Sonntag den 7. August ging Joseph Eiberle aus dem Bierschank nach Hause. Unweit des Bierschankes begegnete ihm sein Freund Benedikt Mattheis von Beuren, der bei dem Forstwart Xaver Moßmayer von hier das Weidwerk lernte. Sie spaßten miteinander wie es bei jungen Leuten vorkommt. Dabei entlud sich das Gewehr des Benedikt Mattheis und die ganze Ladung ging dem Joseph Eiberle in den Oberschenkel. Am Samstag darauf starb der Verletzte unter furchtbaren Schmerzen an Starrkrampf, im 21. Lebensjahr. Benedikt Mattheis entging der Strafe, weil der Verunglückte noch kurz vor seinem Tode die Unschuld desselben beteuert hatte.
Der .genannte Xaver Moßmayer enstammt einem alten Jägergeschlecht, das bereits im 17. Jahrhundert genannt wird.
1850
Einige Jünglinge gründeten eine Kapelle um an Festtagen in der Kirche zu spielen.
1851
Das alte Schulhaus, welches auf dem heutigen vorderen Friedhof stand, wurde niedergerissen. Es war schon arg zerfallen und drohte einzustürzen . Seit dem Bau des neuen Schulhauses hatte es seine Bestimmung verloren und diente lediglich den Hirten als Unterkunft. Der freie Platz wurde zur Vergrößerung des Gottesackers verwendet.
1852
Dieses Jahr ist wohl das Schrecklichste in der Geschichte des Dorfes. Am 24. April entstand hier eine furchtbare Feuersbrunst die innerhalb 1/2 Stunde 21 Gebäude einäscherte. Es war ein stürmischer Frühlingstag. Um die Mittagszeit entstand in dem Hause des alten Müllers Anton Zweifel ein Brand. Man erzählte, eine alte Frau habe Fett ausgelassen, dabei unvorsichtig hantiert und so das Haus in Brand gesetzt. Jedoch ist diese Annahme nicht bestätigt. Noch ehe die ersten Leute zu Hilfe eilen konnten, brannten bereits vier Häuser. Da in dieser Zeit noch viele Häuser mit Stroh gedeckt waren, fanden die Flammen reiche Nahrung.
Die meisten Männer waren an diesem Tage in Ulm auf dem Markt. zudem herrschte in jenem Jahr große Trockenheit, sodaß Wassermangel die Löscharbeiten fast unmöglich machte. Innerhalb einer halben Stunde standen 21 Häuser in Flammen. Retten konnten die unglücklichen Menschen außer dem Vieh fast nichts.
Der damalige Pfarrer hat im Pfarrbuch XIV Seite 89 dieses Ereignis aufgezeichnet.: Ich eilte nun soviel ich konnte, nach Hause und ließ im Pfarrhof alle Fensterläden schließen, sicher erwartend, der ganze Ort, werde ein Raub der Flammen werden. Sogleich wurden in aller Schnelligkeit die Kostbarkeiten der Stiftung, Monstranzen, Kelche, Meßgewänder und Rauchmantel zusammengepackt und unten im Pfarrgarten in der Nähe des Weihers in Sicherheit gebracht. Von den meinigen Sachen konnte ich nur wenig retten, denn alles war mit der Rettung der eigenen Habe beschäftigt.
Auf einmal drehte sich der Wind und wehte vom Süden her, da trat der Revierförster von Kirchberg, Karl Gendorfer in den Pfarrhof und sagte: Jetzt ist es hohe .Zeit Herr. Pfarrer, daß sie den Pfarrhof verlassen, sonst kommen sie nicht mehr hinaus. Alsbald ergriff er mich am Arm, führte mich hinaus und brachte mich an einen sicheren Ort. Infolge des veränderlichen Windes war der Pfarrhof in großer Gefahr, und er Würde auch, wenn die Läden nicht geschlossengewesen wären, unfehlbar abgebrannt sein; denn die Hitze war derart groß, daß die Fenster im Pfarrhof trotz geschlossener Läden fast alle sprangen, der Gartenzaun abbrannte und alle Pflanzen und Gartensträucher zugrunde gingen. .Auch die Kircne war in sehr großer Gefahr, zwischen zwei mächtigen Feuern eingeengt. Schon brannte die Sakristeitür, das Christusbild im Kerker, und oben im Turm war die Hitze so mächtig, daß es kein Mensch mehr aushalten konnte. "Das Missionskreuz auf dem Gottesacker brannte ab, auch viele Grabkreuze und hölzerne Denkmäler wurden teils ganz, teils teilweise zerstört.
Die Not der Abgebraten war sehr groß. Es fehlte ihnen an allem: An Kleidung, Wohnung und Nahrung. In den wenigen nicht abgebrannten Häusern wurden sie bereitwilligst aufgenommen. Einige fanden auch Unterschlupf in Beuren und Ammerstetten.
Von allen Seiten stand man den Unglücklichen bei die ersten welche in derNpot beistanden, waren dje Bürger Laupheims. Schon am zweiten Tage kamen von dort her 2 Wagen mit Stroh und 2 'Wagen mit Heu. Der Neue Bauer in Wangen schickte 63 große Laib Brot und 5 Sr. Weißmehl u.s.w.
Die abgebrannten Gebäude sind folgende:
Das Haus des Anton Zweifel, Karl Huber, Anton Scheck, Johann Georg Zeiler, Haus und Stadel des Joh. Jans, das Haus der Creszentia Miller, des Joh. Glanz, der Witwe Rosina Renner, der Narzis Ziesel, des Karl Jans, des Ledovik Huber, des Stephan Rieger, das Wohn und Pfründhaus des Matthias Laib, das Haus des Georg Aman, des Johannes Frank, des Joh. Georg Jans (Baderschneider) , Haus und Stadel der Witwe Anna Nohr, das Haus des Johannes Schäfhold, des Josepf Schneider, der Pfarrstadel. Außerdem wurden noch einige Häuser stark beschädigt: Das Haus des Joh. Georg Glanz, des Joh. Babtist Jans, des Viktorian Hagel, des Anton Huber.
Nur 2 Familien waren in der Mobilarversicherung: Anna Nohr und Joseph Schneider. Viele waren mit niedrigen Sätzen in der Feuerversicherung. Der Wiederaufbau. der zerstörten Häuser ging rasch vonstatten. Es wurde ermöglicht, durch die allseitige Unterstützung von außen. Hauptsächlich stellte der Graf Raymund Fugger den Abbrändlern zu niedrigem Preis das Holz zur Verfügung. In der Herbeischaffung der Baumaterialien wetteiferten die Bewohner der ganzen Umgebung. Schon am 20 Juli waren bereits wieder 20 Häuser unter Dach.
Die gesamten eingegangenen Geldspenden betrugen 1777 fl 28 Kr.
Alle Häuser wurden wieder auf der Brandstätte aufgebaut. Nur Karl Jans verkaufte seine Brandstätte an Viktorian Hagel und erbaute sich sein Häuschen jenseits der Weihung, am Wege nach Dorndorf.
1861
Im Monat Januar brachen unter den Kindern die Masern aus. Die Schule mußte geschlossen werden, einige Kinder starben an dieser Krankheit.
Im diesem Jahre wurde auch die Kapelle an der Straße nach Ammerstetten durch die Witwe Anna Schneider erbaut.
1862
Bei einem Gewitter schlug der Blitz in die Scheune des Hieronymus Nohr ein und diese brannte, ganz ab.
1863
Es ereignete sich ein seltsames Naturereignis. Am 20. Januar herrschte ein gewaltiger Sturm, der fast in einen Orkan ausartete. Abends um 6 Uhr kam plötzlich ein heftiges Gewitter, wie es in den Sommermonaten nicht heftiger hätte sein können. Im August des gleichen Jahres war wieder ein heftiges Gewitter, das großen Schaden an den Feldfrüchten und an den Häusern anrichtete. In einigen Gemeinden hagelte es derart, daß viele Leute die im Freien überrascht wurden, so übel zugerichtet wurden, dass man sie versehen mußte.
1870
Dieses Jahr stand im Zeichen des deutsch- französischen Krieges. Auch aus Schnürpflingen waren vier Männer in diesem Krieg. Es waren dies: Alois Trautmann, Joh. Georg Frank, Joh. Zeiler und Nicolaus Huber von Ammerstetten.
In der Nacht vom 26 auf den 27..Oktober wütete hier ein furchtbarer Sturm, der namentlich in den Wäldern großen Schaden anrichtete.
1871
Wieder richtete ein schreckliches Gewitter großen Schaden an den Feldern an., Am härtesten wurde Ammerstetten betroffen.
In den Wintermonaten grasierte unter den Kindern der Scharrlach, Einige Kinder starben. Dem Müller Schnell starben drei Knaben im Alter von 3,4,8 Jahren.
1873
Dieses Jahr zeichnete sich durch einen besonders milden Winter aus. Zu Weihnachten blühten Veilchen und Goldlack.
1876
Zu den bereits vorhandenen 6 Wirtschaften kamen in diesem Jahr noch 2 weitere hinzu. Der alte Müller Martin Baur eröffnete die Wirtschaft "Zum deutschen Reich". In Ammerstetten entstand die Wirtschaft "zur Krone".
1879
In der Nacht vom 27. auf den 28. August brannte in Ammerstetten das Haus des Johannes Laib ab. Der frühere Besitzer Stefan Baur , mußte seinerzeit das Haus verkaufen, da er kurz vor dem Gant (Versteigerung) stand. Aus Reche zündete er das Anwesen an. Der Brandstifter wurde noch am gleichen Tage bei seiner Schwester in Bronnen verhaftet und legte ein Geständnis ab. Das Schwurgericht in Ulm verurteilte ihn zu einer Strafe von 4 1/2 Jahren Zuchthaus.
1882
Der Gastwirt Kuhn baute in diesem Jahr ein neues Bräuhaus. Es wurde im Jahre 1951 niedergerissen, nachdem es schon Jahre vorher stillstand, und an seine Stelle kam ein modernes Wohnhaus. Das Bräuhaus, sowie das an seiner Stelle stehende Wohnhaus gehört zum Gasthaus zum Kreuz.
1883
Die Gemeinde entschloß sich, einen Leichenwagen zu kaufen. Bisher wurden die Toten mit einem Leiterwagen zum Friedhof gefahren. Die Anschaffung war notwendig, da die Entfernung der Filialgemeinden immerhin rund 2 km beträgt.
l885
Nach vielen und langwierigen Bemühungen wurde mit dem Bau der neuen Kirche begonnen. Näheres siege. unter Geschichte der Kirehe.
1896
Dieses Jahr zeichnete sich durch große Nässe aus. Die Bauern wußten nicht, wie Sie die Ernte einbringen sollten. Noch in der Woche vom 5.- 10. Oktober hat man den Hafer und Öhmd eingeführt. (Pfarrbuch vom Jahre 1881 an)
Einwohnerzahlen im 19. Jahrhundert
Schnürpflingen Beuren Ammerstetten
1823. . . . . . . . . . . . . . . . . 336. . . . . . . . . . . . . .143
1824. . . . . . . . . . . . . . . . . 336. . . . . . . . . . . . . .144
1825. . . . . . . . . . . . . . . . . 336. . . . . . . . . . . . . .144
1826. . . . . . . . . . . . . . . . . 341. . . . . . . . . . . . . .145
1827. . . . . . . . . . . . . . . .. .349. . . . . . . . . . . . . .142
1840. . . . . . . . . . . . . . . . . 368. . . . . . . . . . . . . .169. . . . . . . . . . . . . . . 70