Schnürpflingen im 20. Jahrhundert


Schnürpflingen im 20. Jahrhundert

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1901 - 1906

Dies fünf Jahre könnten wir als die Brandjahre bezeichnen. Es verging kein Jahr, wo nicht ein Haus oder eine Scheune abbrannte.
Am 5. Mai brannte das Haus des Schmieds Ott in Ammerstetten bis auf die Grundmauern ab. Kinder waren die, Urheber dieses Brandes. In der gleichen Woche, am 10. Mai, brannte die Scheune des Bauern Johann Georg Völk ab. Brandstiftung wurde als die Ursache vermutet.
Im August 1902 brannte das Wohnhaus des Söldners Herrmann in Ammerstetten ab. Die Brandursache blieb ungeklärt.
Am sogenannten "gompigen Donnerstag", dem Donnerstag vor dem Faschingsdienstag, des Jahres 1903 brannte die Scheune des "Oberen Bauern" Schick in Ammerstetten ab. Brandursache ungeklärt.
Am 17. Mai 1904 brannte das Haus des Schuhmachers Wilbo1d in Schnürpf1ingen ab. Kinder hatten in der unmittelbaren Nähe des Hauses ein Feuer gemacht, das auf das Gebäude übergriff.
Zur Abwechslung brannte im Jahre 1905 das Armenhaus in Beuren nieder. Ein Knabe hatte es angezündet. Es wurde nicht mehr aufgebaut, sondern man riß in Schnürpflingen das Armenhaus nieder und baute ein neues auf.
Im Jahre 1906 brannte die Heuhütte des Boten Trautmann von hier nieder. Brandstiftung war die Ursache. (Pfarrbuch von 1881 ab) . "

1910

In diesem Jahr wurde bei Beuren ein neuer Weihungskanal gegraben. Dabei stieß man auf ein Gräberfeld. Man vermutet, dass es sich um den alten Friedhof handelt. (Förster Bailer, Schnürpflingen) Siehe auch unter 1951

Der erste Weltkrieg

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1914

Im August 1914 brach nach glücklichen Friedensjahren der erste Weltkrieg, aus. Vier Jahre sollte dieses Morden der Völker in Atem halten. Für das deutsche Volk war es eine Zeit schwerster Entbehrungen. Mit der Länge des Krieges wuchs auch die Not.
Durch die Blockade der Feindmächte wurde Deutschland von den Außenmärkten abgeschnitten. Ein außerordentlicher Mangel an Nahrung und Bekleidung trat ein. Da die meisten Männer zu den Waffen gerufen wurden, mußten die Frauen die Felder bestellen und waren für die Erziehung der Kinder allein verantwortlich.
Wenn auch Schnürpflingen nicht direkt unter Feindeinwirkung zu leiden hatte, so kehrte doch in vielen Familien bitteres Leid ein. Gleich am ersten Mobilmachungstag mußten 70 Männer der Gemeinde einrücken.
Die Zahl der Gefallenen betrug im Laufe der vier Kriegsjahre 36, die der Vermißten 3 (Pfarrbuch ab 1881).
In den Geburts= und Sterberegistern merken wir die Einwirkungen des Krieges.
Geburten Sterbefälle
1914 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21. . . . . . . . . . . . . . . . 17
1915. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16. . . . . . . . . . . . . . . . 19
1916. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. . . . . . . . . . . .. . . . .17
1917. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. . . .. . . . . . . . . . . . .14
1918. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. . . . . . . . . . . . . . . . 10
1919. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1920. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Die Angaben sind den Geburts= und Sterberegistern des Bürgermeisteramtes Schnürpflingen entnommen.
Die Zahlen zeigen den Geburtenrückgang während des ersten Weltkrieges an.
Die Nachkriegsjahre waren sehr bewegt. In politischer, wie auch in wirtschaftlicher Hinsicht herrschten große Spannungen. Näheren Aufschluß darüber gibt jedes Geschichtsbuch. Nicht unerwähnt soll die Inflation bleiben. Das Geld wurde entwertet, sodaß im November 1923 1000.000.000.000 (1 Billion) Papiermark in 1 Rentenmark umgetauscht wurden.

1920


Ein schwerer Sturm richtete besonders in den Wäldern großen Schaden an. Im Fuggerschen Revier wurden umgeworfen.

1926


Am 6.Juni 1926 trat in Folge eines wolkenbruchartigen Regens die Weihung über die Ufer. Sie überschwemmte das ganze Tal und setzte auch die Häuser welche an der Weihung stehen unter Wasser. Menschenleben waren nicht zu beklagen.
Um die Ziegen des Medardus Konrad, zu retten, wurde ein Scheunentor als Floß benutzt. So fuhr man zu dem hause und brachte die Tiere in Sicherheit.

1927

In diesem Jahre wurde die Schwesterstation errichtet. Die Gemeinde kaufte das Privathaus des Josef Kögel und richtete darin zwei Säle und Schwesternwohnung ein. Am 20. Juni zogen zwei Schwestern des Klosters Reutte in aller Stille ein. Die Schwestern erfreuten sich bald großer Beliebtheit. Vor allem, weil nun bei Krankheitsfällen jemand zur Hand war. Heute gehört die Schwesternstation zum festen Bestandteil des Dorfes.

1928


Der strenge Winter 1928/29 richtete überall großen Schaden an. Einigen Leuten ist der Most in den Kellern gefroren, sodaß die Fässer gesprengt wurden. Anderen erfroren Kartoffeln und Rüben, vom Schaden an den Obstbäumen ganz zu schweigen. Besonders stark hatte auch das Wild unter der Kälte zu leiden.

1930

Ein schwerer Sturm richtete wiederum besonders in den Wäldern großen Schaden an. Am 23. November wurden im fuggerschen Revier rund 25000 fm Holz umgeworfen.(Rev. Förster Bailer,Schnürpflingen).

1931

Plötzlich einbrechende Költe verursachte am 23.0ktober heftigen Schneefall. 70 cm Schnee lag an diesem Tage. Es entstand Schaden an den, Bäumen, die noch zum großen Teil Laub trugen..
Zum Teil war noch Obst an den Bäumen.

1933

Der Nationalsotialismus kommt an die Macht. Eine Partei hat die gesamte Macht in den Händen (NSDAP) Reichspräsident Paul von Hindenburg ernannte den Führer der NSDAP zum Reichskanzler. Näheres in den Geschichtsbüchern.
In der Gemeinde wurde die Molkerei erbaut.
Als weiteres Bauprojekt wurde der Bau der Wasserleitung durchgeführt. Bis zu dieser Zeit waren die Einwohner auf die im Dorfe vorhandenen Brunnen angewiesen, die bei Trockenheiten öfters versagten.

1935

Anfangs September brannte das Anwesen der Witwe des Karl Huber -vollständig ab. Die Brandursache, ist nicht bekannt.

1938

Im ganzen Lande herrschte unter dem Klauenvieh die Maul und Klauenseuche. Kein Haus blieb davon verschont. Einige Kühe, Kälber, Schweine fielen der Seuche zum Opfer.

Der zweite Weltkrieg

.Noch sah man allenthalben die Opfer des ersten Weltkrieges und schon brach ein neuer Krieg aus. Er sollte in seiner Grausamkeit alles bisher dagewesene in den Schatten stellen. Es wurde ein totaler Krieg, in dem es kein hinterland mehr gab, sondern nur Front. Auch die Zivilbevölkerung blieb nicht verschont.
Die Flugzeuge warfen ihre Bombenlast auf Städte und Dörfer. Die Bewohner der größeren Städte wurden vielfach evakuiert und auf das Land gebracht. Auch Schnürpflingen bekam Leute aus den West- gebieten.
So groß anfänglich die Erfolge der deutschen Wehrmacht waren, so machte sich mit der Zeit doch immer mehr die erdrückende Übermacht des Gegners bemerkbar. Am meisten machte sich die Überlegenheit in der Luft bemerkbar. Mächtige Bombengeschwader flogen fast täglich in das Reich ein und überschütteten die Städte mit einem Bombenhagel. Der 16. Dezember 1944 brachte auch Ulm den ersten großen Angriff. Kaum hatten die Sirenen geheult, da krachten auch schon die ersten Bomben. 1/2 Stunde dauerte der Angriff und die gesamte Innerstadt war ein Trümmerhaufen. Das Münster entging jedoch der Zerstörung.

1945

Der Vormarsch der Alliierten trug nun den Krieg auch zu Lande nach Deutschland herein. Das schreckliche Morden näherte sich seinem Ende.
Am 24. April morgens 9 Uhr 15 Minuten fuhren die ersten amerikanischen Panzerspähwagen von Bihlafingen her in das Dorf ein. Die deutschen Soldaten hatten sich in der vorhergehenden Nacht zurückgezogen, trotzdem man zuerst Schnürpflingen verteidigen wollte. Amerikanische und französische Truppen zogen durch den Ort über Beuren, Dorndorf, Illerrieden nach Vöhringen.
Beim Einzug der alliierten Truppen wurde auf dem Kirchturm die weiße Fahne gehisst.
In Beuren wurden etwa 10 Schuß mit dem Maschinengewehr auf das Haus des Georg Aubele abgefeuert, denn in der Scheune hatten sich zwei deutsche Soldaten versteckt gehalten. Als die Panzer heranfuhren, bekamen es die beiden mit der angst zu tun und sprangen über den Hof auf das Haus zu. Die Mannschaft des ersten Fahrzeuges hatte diesen Vorgang beobachtet und eröffnete sofort das Feuer. Getroffen wurde zum Glück niemand.
Eine kleine amerikanische Einheit machte hier im Ort Quartier. Einige Familien mußten sofort ihre Wohnhäuser räumen und bei bekannten oder Verwandten Unterkunft suchen.
Schwere Artillerie ging im Oberdorf und gegen Abend vor allem bei Beuren in Stellung und nahm die deutschen Stellungen im Bayrischen, jenseits der Iller, unter Feuer.
Nach der bedingungslosen Kapitulation am 9. Mai wurde Deutschland in vier Zonen eingeteilt. Im Wald zwischen Schnürpflingen und Bihlafingen ging die Zonengrenze zwischen der amerikanischen und französischen Zone. Die Grenze wurde schaff überwacht und es war nur gestattet, mit einem Passierschein die Grenze zu passieren.

1946


Das Jahr 1946 brachte die traurigste Erscheinung der Nachkriegszeit, das Heer der Heimatvertriebenen aus dem deutschen Osten. In bestialischer Weise wurden diese Menschen von Haus und Hof vertrieben und in die Westzonen transportiert Millionen wurden von Tschechen, Polen und Russen, Ungarn, Rumänen und Jugoslawen grausam ermordet.
Auch nach Schnürpflingen kamen sehr bald "Flüchtlinge". Am 13. März kam der erste Transport im Dorfe an und wurde auf die einzelnen Häuser aufgeteilt. Die meisten der Flüchtlinge waren
Sudetendeutsche, ca 40 Personen kamen aus Ungarn.
Nun standen diese Menschen,einst selbst Besitzende, als Bettler vor den Türen der westdeutschen Bevölkerung.

1947

Die Ernährungslage in den Nachkriegsjahren war katastrophal. Besonders schlecht wurde es im Frühjahr und Sommer des Jahres 1947l Man konnte von einem Hungerjahr sprechen. Pro Person gab es folgende Mengen an Nahrungsmitteln (pro Monat) für Erwachsene:.
6000 gr Brot, 200 gr Fett,300 gr Fleisch, 185 gr Käse und die gleiche Menge Nährmittel. In Scharen kamen die Städter auf das Land um zu „hamstern" .Es war beschämend, wie die Menschen gleichsam als Bettler von Haus zu Haus zogen. Gleich schlecht stand es mit Kleidern und Gebrauchsgütern aller Art.

1948

Erst die Währungsreform vom 20. Juni 1948 änderte mit einem Schlage das Bild. Mit dem neuen Geld füllten sich fast über Nacht die Schaufenster der Geschäftsleute und man bekam schon lange entbehrte Dinge wieder zu sehen und zu kaufen. Allerdings fehlte jetzt das Geld dazu.

Geburten und Sterbefälle

Als Abschluß des Kapitels seien die Geburts= und Sterbefälle während des Krieges aufgeführt.
Geburten Sterbefälle
1938. . . . . . . . . . . . . . . . 9. . . . . . . . . . . . . . 12
1.939. . . . . . . . . . . . . . . 12. . . . . . . . . . . . . . 10
1940. . . . . . . . . . . . . . . . .7. . . . . . . . . . . . . . . 7
1941. . . . . . . . . . . . . . . .13. . . . . . . . . . . . . . 10
1942 . . . . . . . . . . . . . . . 11. . . . . . . . . . . . . . . 8
1943. . . . . . . . . . . . . . . . 4. . . . . . . . . . . . . . . 6
1944 . . . . . . . . . . . . . . . . 9. . . . . . . . . . . . . . 10
1945. . . . . . . . . . . . . . . 12. . . . . . . . . . . . . . 15
1946 . . . . . . . . . . . . . . . 12. . . . . . . . . . . . . . 18 +
+ Unter den 18 Sterbefällen des Jahres 1946 befinden sich 12 Gefallene des letzten Krieges, von denen erst nachträglich die Todesnachricht eintraf.
Auch dieser Krieg forderte viele Opfer. Die Gemeinde hat in diesem Kriege 25 Gefallene und 16 Vermißte zu beklagen. Aus der Gefangenschaft sind alle ehemaligen Soldaten zurückgekehrt.

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