Verbandshauptschule Staig


Ausbau, Betrieb, Einrichtung und Unterhaltung

Ausbau, Einrichtung, Betrieb und Unterhaltung der Verbandshauptschule mit Werkrealschule als Ganztagesschule (VHWRS) und Zustimmung zur Änderung der Verbandssatzung

1. Allgemeines zum Thema Ganztagesschule
Ein Schwerpunkt von Bundes- und Landesregierung ist die Förderung von Familie, Erziehung und Unterricht, insbesondere unter den Eindrücken der Ergebnisse der PISA-Studie, der zunehmenden Aggressions- und Gewaltbereitschaft von Jugendlichen und der ebenfalls vorhandenen familiären Schwierigkeiten mit dem Erziehungsauftrag. Vor allem soll auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden.

Durch neue Betreuungs- und Unterrichtsformen soll den Problemen begegnet und den neuen gesellschaftspolitischen Anforderungen Rechnung getragen werden.

Die Umsetzung soll auf der Grundlage der Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Länder vom 29.04.2003 zum Investitionsprogramm „Zukunft, Bildung, Betreuung“ 2003 – 2007 und der hierzu ergangene Bekanntmachung des Landes Baden Württemberg von Grundschulen und weiterführenden Schulen im Sekundarbereich I erfolgen.
Zielsetzung ist eine stärkere schulische Förderung schwacher Kinder und eine stärkere Förderung begabter Kinder durch Schaffung zusätzlicher Ganztagsschulen.
Durch ein zunehmend vielfältiges, lebendiges und möglichst selbst mitgestaltetes Schulleben über gemeinsames Mittagessen bis hin zu Lern- und Freizeitangeboten soll eine positive Identifikation der Schüler mit ihrer Schule gefördert werden.
Die Schüler sollen durch Ganztagsangebote die Möglichkeit erhalten, ihr Sozialverhalten, ihre Kommunikationsfähigkeiten, ihre Persönlichkeitsentwicklung und auch ihre schulischen Leistungen zu verbessern, um damit positive Akzente für ihren beruflichen und persönlichen Lebensweg zu setzen.

2. Situationsbericht Verbandsgebiet Kirchberg-Weihungstal
Herr Ibele und Herr Rektor Röhm informierten den GR ausführlich über die Situation im Verbandsgebiet:
Der Gemeindeverwaltungsverband Kirchberg-Weihungstal (GVV/KW) ist Schulträger der Verbandshauptschule Staig mit Werkrealschule für die Mitgliedsgemeinden Hüttisheim, Illerkirchberg, Schnürpflingen und Staig mit einem Einzugsgebiet von rd. 10.500 Einwohnern.
Schulgebäude, Raumstrukturen und Funktionsräume sind zwischenzeitlich mehr als 30 Jahre alt. Insbesondere die Funktionsräume in den Bereichen Technik, Werken, Chemie, Physik, Computer genügen aufgrund gestiegener Anforderung an schulische Schlüsselqualifikationen im naturwissenschaftlichen und technischen Unterrichtsbereich nicht mehr den Anforderungen.
Zusätzlicher Handlungsbedarf reklamieren die stark veränderten gesellschafts- und bildungspolitischen Anforderungen und geänderte Lebensgewohnheiten in den Bereichen Familie, Bildung und Beruf.
Die zunehmende Berufstätigkeit beider Elternteile hinterlässt verstärkt Defizite beim erzieherischen Auftrag für Kinder. So gibt es eine ständig zunehmende Anzahl von Schülern, welche nachmittags keine häusliche Betreuung mehr erfahren, so dass diese Schüler regelmäßig und dauerhaft Probleme bei der ständigen Anfertigung ihrer Hausaufgaben haben.
Diese Schüler halten sich nachmittags verstärkt auf dem Schulgelände oder in den Dörfern auf oder sind im häuslichen Bereich auf sich alleine gestellt, mit den entsprechenden negativen Folgen für Persönlichkeitsentwicklung und Sozialverhalten.
Die entsprechenden Auswirkungen wie Verrohung der Sprache, des Sozialverhaltens, zunehmende Aggressions- und Gewaltbereitschaft, mangelnde Konzentrations- und Lernfähigkeit sind bereits deutlich spürbar.

3. Bedarfsermittlung
Eine schriftliche Umfrage bei der Elternschaft hat sehr deutlich gezeit, dass entsprechender Handlungsbedarf im Rahmen von zusätzlichen Beildungs- und Betreuungsangeboten nach den Zielsetzungen des Bundesinvestitionsprogramms „Zukunft, Bildung und Betreuung“ (IZBB) im Einzugsbereich unserer Schule vorhanden ist. So haben bereits im Vorfeld der Überlegungen 22 % der Eltern signalisiert, dass sie ihr Kind bei einem entsprechenden Angebot zur Ganztagesbetreuung verbindlich anmelden werden. Weitere 48 % haben für die Einrichtung von Betreuungsangeboten sehr großes Interesse bekundet.

4. Bislang eingeleitete Maßnahmen
Die schulischen Gremien in Form von Gesamtlehrerkonferenz, Elternbeirat und Schulkonferenz haben den erforderlichen Handlungsbedarf zur Einführung zusätzlicher Bildungs- und Betreuungsangebote ebenfalls sehr deutlich reklamiert, die erstellte pädagogische Konzeption einstimmig beschlossen und einen entsprechenden Antrag auf Genehmigung einer Ganztagesschule in teilweise gebundener Form beim Schulträger eingereicht.
Sowohl die Verwaltung wie auch die Verbandsversammlung und die Gemeinderäte der Mitgliedergemeinden haben sich bereits eingehend mit dem Thema befasst. Vom Architekt Völk, Langenau, wurden mehrere Planungsvarianten erarbeitet.
Zum Ausbau als Ganztagesschule ist nach der derzeitigen Planung die Herstellung folgender Räume vorgesehen:
Mensa/Aufenthaltsraum, Essensausgabe, Raum für Hausaufgabenbetreuung, Medienraum (Tonstudio mit Regieraum) und Sanitärbereich.
Unabhängig von dem geplanten Um- bzw. Ausbau als Ganztagesschule fehlen seit Jahren dringend Räumlichkeiten für die Durchführung von Projekt- und Lerngruppen, ein Essraum für die Schulküche sowie Material- und Lagerräume.
Ebenso ist ein Austausch der desolaten Fensterelemente vorgesehen, da diese einerseits erhebliche Energieverluste nach sich ziehen und andererseits erhebliche Abnutzungserscheinungen aufweisen.
Letztere Maßnahme wurde von der Verbandsversammlung bereits vergeben und ist zwischenzeitlich bereits nahezu vollständig durchgeführt worden.

Herr Ibele stellte dem GR das Vorhaben anhand von Plänen und einem Modell detailliert vor. Er erläuterte, dass die ohnehin anstehende Sanierung und Erweiterung der Hauptschule um weitere Räumlichkeiten für die Ganztagesbetreuung ergänzt wird.
Herr Rektor Röhm wies daraufhin, dass in diesem Jahr in Baden-Württemberg die Bildungsreform in Kraft getreten ist, wonach insbesondere der Schule nur noch die Ziele vorgegeben sind. Der Weg dorthin bleibt aber den Lehrern der jeweiligen Schule überlassen durch die Arbeit in Projektgruppen und Arbeitsgemeinschaften. Im Rahmen der Schulerweiterung werden nach den Vorgaben des Oberschulamts Tübingen nunmehr auch die erforderlichen Funktionsräume wie PC-Raum, naturwissenschaftlicher Universalraum (Physik, Chemie und Biologie) und zwei Vorbereitungsräume für Naturwissenschaften mit hergestellt.

5. Finanzierung
a) Investitionskosten

Die Sanierung und der Umbau, die Erweiterung der Schule und der Ausbau als
Ganztagesschule wurde in ein Paket zusammengefasst und zur Bezuschussung
eingereicht. Inzwischen liegen drei Zuschussbewilligungen vor und die vierte Bewilligung wird demnächst folgen.

Dank der in Aussicht gestellten Zuschüsse aus mehreren “Zuschusstöpfen“ ergibt sich bei der Fananzierung der Investitionskosten ein äußerst erfreuliches Bild:

  Kosten € Zuschuss € Nettoanteil €
Fensteraustausch 360.000    
Zuschuss Klimaschutz-Programm   40.150 319.850
Umbaumaßnahmen 690.000    
Erweiterung 672,700    
Schulbauförderung   645.000 717.700
Ausbau zur Ganztagesschule 1.503.900    
Bundesförderung   1.137.00 366.900
  3.226.600 1.822.150  
Finanzierungsaufwand     1.404.450

Zu dem Finanzierungsaufwand von 1.404.450 € wurde den einzelnen Gemeinden ein Zuschuss aus dem Ausgleichsstock in Höhe von 900.000 € bewilligt. Das bedeutet, dass letztendlich ein Betrag von 504.450 € von den Gemeinden aufzubringen ist.

Auf Schnürpflingen entfällt ein Kostenanteil von 13 % oder 180.835,63 €.

Dazu wurde ein Zuschuss aus dem Ausgleichsstock von 120.000 € bewilligt. Der tatsächlich zu tragende Kostenanteil beläuft sich somit auf 60.835,63 € und ist durch die Haushaltsansätze in den Jahren 2004 und 2005 bereits finanziert. Darin ist der auf Schnürpflingen für den Ausbau der Ganztagesschule entfallende Nettoanteil von 21.242,-- € enthalten.

b) Folgekosten
Herr Ibele erläutert die Folgekostenberechnung für die Ganztagesschule und den voraussichtlichen Abmangel an den Jahresbetriebskosten. Zunächst ist vorgesehen, die Minimalanforderungen zu erfüllen, das heißt eine Betreuung an 3 Tagen in der Woche anzubieten. Das Programm wird im Wesentlichen von den Lehrern der Schule und den Lehrern der Musikschule abgedeckt. Doch sollen auch außerschulische Betreuungsangebote von Vereinen oder Gruppen hinzukommen. Nach der bisherigen Berechnung wird sich für Schnürpflingen bei der Ganztagesschule ein Abmangel von 13.063 € im Jahr ergeben. Für den Erweiterungsbau ist mit Folgekosten von 2.177 € zu rechnen. Der voraussichtliche Abmangel bei den Betriebskosten wird insgesamt über 15.000 € pro Jahr !!! betragen.

6. Geplante Umsetzung Erörterung
In der Diskussion wurde allgemein das Vorhaben grundsätzlich begrüßt. Angesichts der hohen Baukostenzuschüsse (von insges. rd. 84 % !!!!) wäre dies –so das Fazit- wohl eine einmalige Chance um die Rahmenbedingungen für die Verbandsschule nachhaltig zu verbessern bzw. den gesellschaftspolitischen Anforderungen nach neuen Betreuungs- und Unterrichtsformen Rechnung zu tragen. Gleichzeitig werde damit sicherlich auch ein wichtiger Beitrag zur langfristigen Bestandssicherung der Schule geleistet.
Die ausgearbeitete pädagogische Konzeption des Ganztagesbetriebes sieht umfangreiche Bildungs- und Betreuungsangebote am Nachmittag vor.
Nachdem jedoch zwar erfreulicher Weise für den Umbau hohe Baukostenzuschüsse zugesagt sind, jedoch vom Land keine zusätzlichen Lehrerstunden für einen Ganztagesbetrieb genehmigt werden, wurde die Umsetzbarkeit von mehreren Gemeinderäten kritisch hinterfragt. Insbesondere wurde befürchtet, dass die bereits kalkulierten hohen Folgekosten u.U. gar nicht ausreichend sein könnten.
Herr Rektor Röhm wies auf das vorliegende Ablaufschema für die Regelangebote in der Ganztagesbetreuung hin.
Nach den bisherigen Planungen sei es möglich, das Angebot mit dem vorhandenen Stundendeputaten des Kollegiums zu bewältigen. 60 bis 80 Schüler könnten betreut werden. Die Betreuung sei so gestaltet, dass die Kinder, wenn sie nach Hause kommen, mit den Hausaufgaben fertig sind. Dies wäre für viele Eltern äußerst wichtig.

Es ist vorgesehen, mit einer Betreuung an 3 Tagen zu beginnen. Die Schüler sind dann von etwa 7:40h bis 15:30h in der Schule und erhalten dort auch ein Mittagessen. Es handelt sich um ein außerschulisches Betreuungsangebot auf freiwilliger Basis.
Ziel ist die Verknüpfung des Unterrichts mit nachmittäglichen Zusatz- und Freizeitangeboten, um sich vom üblichen 45-Minuten-Takt zu lösen. Außerschulische Angebote wie die von örtlichen Vereinen und Kulturträgern, Musikschulen, etc. sollen aufgegriffen und die Kooperation mit sozialen und kulturellen Einrichtungen vor Ort gesucht werden.
Zusätzlich sollen ehrenamtliche Kräfte gewonnen werden.

Herr Geschäftsführer Ibele verweist auf die Abhängigkeit des Angebots von der Nachfrage. Dargestellt sei zunächst ein Einstiegsangebot mit entsprechend geschätzten Kosten. Die Einzelheiten wären noch in weiteren Vorschriften zu regeln (Hausordnung, Benutzungs- und Gebührenordnung). Diese Regelungen sollten durch ein Kuratorium ausgearbeitet werden.
Auf Anfrage von GR Nothelfer teilte H. Ibele mit, dass es bzgl. der Herstellung des Mittagessens noch keine Entscheidung gibt. Er gehe davon aus, dass hier je Mahlzeit 1,50 Euro bis 2,00 Euro verlangt und zumindest am Anfang der Betrag subventioniert wird.
BM Häberle begrüßte den beabsichtigten Ausbau der Verbandsschule zu einer Ganztagesschule als bedeutsamen Beitrag im Zuge einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Die von den meisten Gemeinden –auf übrigens freiwilliger Basis- eingerichteten Betreuungsformen wie flexible Öffnungszeiten und Sprachförderung im Kindergarten, Kernzeitbetreuung für Grundschüler und nunmehr die geplante Einrichtung einer Ganztagesschule für Haupt- und Werkrealschüler seien –wie erwähnt- wichtige Beiträge – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

All diese Beiträge verbessern zwar die Rahmenbedingungen, können und sollen aber nicht den Erziehungsauftrag von Eltern bzw. Erziehungsberechtigten ersetzen. Maßgeblich für das Gelingen einer Ganztagesschule wird dabei auch das Engagement und die Motivation der Lehrer sein, zumal –wie ebenfalls ausgeführt- (zumindest bislang) mit keinem zusätzlichen Lehrerpersonal gerechnet werden kann.
Der für die Gemeinde Schnürpflingen in den nächsten Jahren prognostizierte freie jährliche Finanzierungsspielraum von lediglich noch 20.000,-- € wird durch die berechneten Mehraufwendungen bei den Folgekosten des erweiterten Schulbetriebes (über 15.000 €) nahezu ganz aufgezehrt!
Die Gemeinde steckt im wahrsten Sinne des Wortes den „letzten Groschen“ in dieses neue Erziehungs- und Betreuungsprojekt! (auch bei den übrigen Mitgliedsgemeinden dürfte diese Feststellung in ähnlicher Art und Weise zutreffen).
Bleibt zu hoffen, dass nicht nur neue und bessere Baulichkeiten bzw. Rahmenbedingungen geschaffen werden, sondern dass auch der „Inhalt des Rahmens“ stimmt.
Dies dürft s.E. insbesondere dann gelingen, wenn eine Art „Erziehungspartnerschaft“ (Lehrer, Eltern und Träger) ins Leben gerufen wird.
Mit Einrichtung eines Kuratoriums könnte eine solche gemeinsame Plattform für ein konstruktives Zusammenwirken geschaffen werden.
Herr Rektor Röhm berichtet, dass die Gesamtlehrerkonferenz sich einstimmig für die Einführung der Ganztagesschule entschieden habe. Das gesamte Lehrerkollegium war in die Planungs- und Entscheidungsprozesse von Anfang an mit einbezogen und zeigte großes Interesse sowohl an den geplanten umfangreichen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen wie auch an der Einführung der neuen Betreuungsform.
Auch was die Unterstützung und Mitwirkung durch andere Organisationen (wie z.B. Musikschule), Vereine und dergleichen anbelangt, sei er sehr zuversichtlich.

Der Vorsitzende schloss die Diskussionsrunde mit dem Dank an Herrn Geschäftsführer Ibele, der zusammen mit H. Architekt Völk sich erfolgreich um die bewilligten hohen Baukostenzuschüsse bemüht hatte. Es wurde zur richtigen Zeit gehandelt.
Nachdem zwischenzeitlich eine Vielzahl von Kommunen eine Ganztagesschule realisieren möchten und ebenfalls entsprechende Zuschussanträge gestellt haben, dürfte angesichts der immer weniger werdenden Mittel eine Baufinanzierung in der vorliegenden Art und Weise künftig wohl kaum mehr möglich sein.

7. Beschlussfassung
BM Häberle verwies auf die Sitzung der Verbandsversammlung vom 04.10.2004. Diese habe den Empfehlungsbeschluss gefasst, dass alle 4 Mitgliedergemeinden des Gemeindeverwaltungsverbands Kirchberg-Weihungstal diesem als neue Aufgabe den Ausbau und Betrieb der VHWRS zur Ganztagesschule übertragen.
Vom GR wurde auf Antrag der Verwaltung einstimmig beschlossen:

Zur Förderung der Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten für künftige Generationen werden dem Gemeindeverwaltungsverband „Kirchberg-Weihungstal“ im Rahmen der 4. Änderung der Verbandssatzung der Ausbau, die Einrichtung, der Betrieb und die Unterhaltung der Verbandshauptschule Staig mit Werkrealschule als Ganztagesschule als Erfüllungsaufgabe ü b e r t r a g e n.
Hierzu wird die vorgelegte Änderung der Verbandssatzung mit den Gemeinden Hüttisheim und Staig, v e r e i n b a r t.

[Weitere Informationen zur Verbandhauptschule]

© Gemeindeverwaltung Schnürpflingen • Hauptstraße 17 • 89194 Schnürpflingen • Tel. 07346/3664 • Fax 07346/3793 • info@schnuerpflingen.de