Wie Tamara Neidlinger zur Feuerwehrfrau wurde


Dieser von Franz Glogger verfasste Artikel ist in der Südwest Presse am 4.3.2019 erschienen. Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und der SWP dürfen wir ihn heute auch in unserem Mitteilungsblatt abdrucken:

Freiwillige Feuerwehr Schnürpflingen
Wie Tamara Neidlinger zur Feuerwehrfrau wurde

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Im vergangenen Herbst hatte das Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Schnürpflingen eine Wartung nötig. Wie praktisch, dass Franz Neidlinger seine Autowerkstatt fast direkt gegenüber hat. So konnte Kommandant Reinhold Dangel schon am nächsten Tag nachfragen, ob alles passt beim Löschfahrzeug.

Alles in Ordnung, erfuhr er dabei von Neidlingers Tochter Tamara. Bei der Probefahrt habe sich das Fahrzeug von seiner besten Seite gezeigt. Zufrieden nahm Dangel den Laster wieder mit. „Erst Tage später hat es bei mir Klick gemacht“, erzählte der Kommandant kürzlich bei der Jahreshauptversammlung. Wenn Tamara Neidlinger eine Probefahrt gemacht hat, dann hat sie auch den Lkw-Führerschein „CE“. Eigentlich hätte er schon früher drauf kommen können, fügte Dangel hinzu, denn die 27-Jährige hilft ihrem Vater nicht „irgendwie“, sondern ist Kfz-Meisterin.

Ein Schild zum Willkommen

Der Kommandant jedenfalls hatte eine Idee: Tagsüber mangelt es der Schnürpflinger Feuerwehr oft an Einsatzkräften, besonders an „CE“-Fahrberechtigten. In einem solchen Fall könnte doch Tamara Neidlinger einspringen. „Besonders geschickt ist es, dass sie gleich gegenüber arbeitet“, sagt Dangel. Der Kommandant ging mit seiner Bitte zu Tamara Neidlinger – und bekam ein spontanes „Ja“. Schon bei der nächsten Übung wurde die Neue der Mannschaft vorgestellt. Kommandant Dangel und Gerätewart „Knopfe“ Rudolf Knopf warteten mit einem Schild: „Willkommen bei der Feuerwehr Schnürpflingen“ stand darauf. „Wie süß die sind“, erinnert sich Tamara Neidlinger an die freundliche Aufnahme.

Ins Staunen kam die 27-Jährige, als die Kameraden ihr das Fahrzeug erklärten und sie Einblick in die Abläufe bekam. „Ich dachte immer, die sitzen halt da drin, fahren irgendwie zum Einsatz. Aber da ist alles durchdacht und hat genaue Regeln. Das ist der Wahnsinn.“ Genauso beeindruckt war sie davon, mit welchem Einsatz die Feuerwehrler ihrem Ehrenamt nachgehen: „Die machen das richtig mit Begeisterung.“

Dann kam der erste Alarm für die Fahrerin. Eine Störung in einer Biogasanlage wurde gemeldet. „Da wurde es mir richtig mulmig und dachte mir: So, jetzt wird’s ernst.“ Für die Mannschaft wurde es dann doch nicht kritisch, denn der Melder hatte vorsichtshalber ausgelöst. Tamara Neidlinger fasste jedoch einen Entschluss: Sie wollte nicht mehr nur Ersatzfahrerin sein, sondern richtige Feuerwehrfrau. Kommandant Dangel hat sie inzwischen zu der 80-stündigen Ausbildung angemeldet. „Das ist bei mir so: Wenn ich etwas mache, dann versuche ich mein Bestes zu geben“, sagt Tamara Neidlinger.

Das gilt auch für ihren Beruf. In diesen ist sie schon als Kind reingestolpert. Immer öfter sei sie den Vater in der Werkstatt besuchen gegangen. Der habe sie nach und nach eingebunden, aber ohne sie zu drängen. Als ihr Entschluss feststand, den Beruf zu erlernen, ging sie zu einem großen Fahrzeughersteller. Zunächst waren es Pkw, anschließend ließ sie sich für Lkw schulen und nach dem „Kfz-Mechatroniker, Fachrichtung Kommunikation“, so die offizielle Berufs-Bezeichnung, ging es auf die Meisterschule. Dort war Tamara Neidlinger die einzige Frau.

Sich gegenüber Männern zu behaupten sei nicht einfach, erzählt Neidlinger. Zum Beispiel werde sie manchmal nicht ernst genommen oder begegnet offenem Misstrauen, die Leistung nicht zu bringen. Sie fordere das heraus, umso besser zu sein. Zum Tragen kommt Neidlingers Ehrgeiz bei der Fehlersuche im verzwickten elektronischen System. „Mein Thema“, sagt sie. Da könne man zwar „verrückt werden“, wenn aber die Störung gefunden ist, dann schwebe man auf Wolke Sieben.

Das gelte auch für ein weiteres Lieblingsthema von ihr – E-Autos. Derzeit rüstet sie mit ihrem Vater die Werkstatt – die Tochter wird sie vom Vater übernehmen – für die damit verbundene Hochvolttechnik aus. Nicht unschuldig an der Leidenschaft ist ein Tesla, den ein TÜV-Mann einmal dabei hatte und Tamara Neidlinger für eine Probefahrt überließ. „Wow, ging der ab. Das drückte einen regelrecht in die Sitze.“ Seitdem hat sie einen Traum: Tesla fahren.

Weitere Infos
Originalartikel in der SWP
Homepage der FFW Schnürpflingen

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